Interview mit Airbus-Chef Enders "Das Geschäft läuft trotz der Krise"

Stand: 16.11.2009 13:09 Uhr

Airbus-Chef Enders setzt die strategische Neuausrichtung des Flugzeugbauers fort. In immer mehr Staaten werden Flugzeugteile produziert. Im Interview mit der ARD am Rande der Dubai Airshow spricht Enders über die neue Partnerschaft mit Abu Dhabi, die Probleme beim A380 und die Lage des Flugzeugbauers in der Wirtschaftskrise.

Von Carsten Kühntopp, ARD-Hörfunkstudio Amman, zzt. Dubai

Wunder erwartet Airbus-Chef Thomas Enders auf der Airshow in Dubai nicht. Vor zwei Jahren waren die Fluglinien im Kaufrausch und bestellten 540 Maschinen bei Airbus, Boeing und den Kleineren der Branche, das Gesamtvolumen: Rund 155 Milliarden US-Dollar. Das wird sich dieses Jahr nicht wiederholen. Doch Airbus konnte gleich zum Messeauftakt einen Vertrag mit Ethiopian Airlines über die Lieferung von zwölf Maschinen des neuen Langestreckenflugzeugs A350 unter Dach und Fach bringen.

Airbus-Chef Tom Enders mit einem Modell des A350 bei einer Pressekonferenz während der Dubai Airshow

"Jeder einzelne Auftrag ist wertvoll": Airbus-Chef Enders mit einem Modell des A350 während der Dubai Airshow

"Das Geschäft läuft - trotz der Weltwirtschaftskrise", sagt Thomas Enders: "Jeder einzelne Auftrag ist wertvoll, jeder einzelne Auftrag ist auch ein Zeichen dafür, dass es in der Luftfahrtindustrie weitergeht, dass die Airlines das Zutrauen haben, dass das Wachstum weitergehen wird."

"Wir haben keine Qualitätsdebatte beim A380"

Weil Airbus den doppelstöckigen A380 nicht schnell genug ausliefert, kommen weitere Kompensationsforderungen auf den Hersteller zu: Emirates kündigte vor wenigen Tagen an, sich darüber mit Airbus unterhalten zu wollen. Airbus-Chef Enders sagt aber, von Fehlerquoten oder einer Qualitätsdebatte beim A380 könne keine Rede sein: "Wir haben nie einen Hehl draus gemacht, dass auch dieser Flieger wie alle Flieger vorher in der Einführungsphase - und die dauert immer zwei, drei Jahre - noch eine Reihe von Verbesserungen erforderlich macht. Und das tun wir."

Beide Seiten, Emirates und Airbus, blickten nach vorne, so Enders. In der Tat: Die Emirates-Spitze deutete vor wenigen Tagen an, weitere A380 bestellen zu wollen - zusätzlich zu den 58, die man bereits geordert hat.

"Nicht unbedingt" Jobverluste in Europa

In den nächsten Jahren wird der Nahe Osten nicht nur als Absatzmarkt immer wichtiger für Airbus werden, sondern auch als Partner bei der Herstellung. Am Sonntag vereinbarten Airbus und die Firma Mubadala Aerospace, ein Investmentunternehmen des Emirats Abu Dhabi, die Zulieferung von Flügelteilen und anderen Komponenten, auch für den A380. "Die haben nicht nur die Ambition, möglichst viele Flugzeuge zu kaufen und große Airlines aufzubauen", erklärt Enders, "sondern sukzessive natürlich auch für die Zukunft vorzusorgen und Wertschöpfung im eigenen Lande aufzubauen - vom Engineering und von der Entwicklung bis hin zur Produktion. Das ist ein legitimes Ziel."

Airbus schafft also in Abu Dhabi Arbeitsplätze. Das bedeute aber "nicht unbedingt" weniger Jobs anderswo, so Enders: "Das sind nicht unbedingt Pakete, die wir aus Hamburg oder Toulouse oder Großbritannien abziehen. Sondern wir haben ja heute schon bei den laufenden Programmen eine sehr starke internationale Wertschöpfungskette. Das ist also nicht unbedingt ein Nullsummenspiel, was die europäischen Arbeitsplätze und Beschäftigten anbetrifft."

Zudem hat Airbus keine Wahl und muss auf den schwachen US-Dollar reagieren: Das Unternehmen produziert vor allem im Euro-Raum - aber bezahlt werden die Flugzeuge in Dollar. Da bietet sich der Zukauf von Teilen aus Abu Dhabi an, denn die Währung der Vereinigten Arabischen Emirate ist an den Dollar gekoppelt. Zunächst dürften es ohnehin vor allem Experten aus dem Ausland sein, die in Abu Dhabi eine Zuliefererindustrie aufbauen - eine Berufschance auch für Flugzeugbauer aus Deutschland.