Britische Banker im Büßerhemd Sorry, Sorry, Sorry

Stand: 10.02.2009 16:03 Uhr

Sie galten als "Meister des Universums" - dann mussten ihre Großbanken RBS und HBOS mit Milliardensummen vor dem Kollaps gerettet werden und wurden teilverstaatlicht. Jetzt entschuldigten sich die Ex-Chefs der britischen Geldinstitute im britischen Parlament für ihr Versagen.

Von Barbara Wesel, RBB-Hörfunkstudio London  

Ob es den Zorn der britischen Steuerzahler nun beruhigt oder ihre Stimmung aufhellt - sie konnten jedenfalls heute vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss vier der früheren Spitzenbanker des Landes auf den Knien sehen.

Dennis Stevenson, Andy Hornby, Fred Goodwin, Tom McKillop

Die ehemaligen Topbanker gaben sich vor dem Untersuchungsausschuss zerknirscht.

Es geht um das Führungspersonal der beiden Geldinstitute, die schon im Herbst mit über 40 Milliarden Euro aus der Staatskasse vor dem Bankrott gerettet werden mussten: Die Royal Bank of Scotland, die inzwischen Verluste von voraussichtlich 28 Milliarden Pfund aufgehäuft hat, und die Halifax Bank of Scotland, die in eine Zwangsehe mit der Lloyds TSB getrieben werden musste, und die ebenfalls Kapital aus Steuermitteln benötigte.

Vom Zerstörer zum Zerknirschtem

Als schwärzestes Schaf aus der Bankerriege gilt dabei der frühere RBS-Chef Fred Goodwin, der über Jahre die Bank erst auf Gewinn getrimmt und dabei gnadenlos Tausende von Arbeitsplätzen gestrichen hatte, was ihm in der Öffentlichkeit den Spitznamen "Fred the Shred" - Fred der Zerstörer - eingetragen hatte. Goodwin wurde als besonders arrogant und unbelehrbar betrachtet, einer, der es nicht einmal nötig habe, sich für seine Fehler zu entschuldigen.

Nun, der Auftritt im Ausschuss sah auch diesen früheren Herrn des Universums in Büßerpose: "Ich entschuldige mich noch einmal umfassend. Es gibt eine tief empfundene, uneingeschränkte Entschuldigung für all die Nöte, die verursacht wurden." Noch nie sah man den großen Sir Fred so klein, so zögerlich - die Herren hatten sich vor ihrem heutigen Auftritt coachen, von Medienprofis darüber beraten lassen, wie sie am besten mit den Vorwürfen der Abgeordneten umgehen sollten. Der Rat hieß offenbar: Ganz bescheiden und nur in gebeugter Haltung.

Eine Entschuldigung jagt die andere

Und Goodwin entschuldigte sich sogar für seinen Größenwahn, mit dem er seine gesunde Bank an den Rand des Bankrotts geführt hatte, die katastrophal überteuerte Übernahme der niederländischen ABN Amro nämlich: "Das war ein Fehler." Und sein Aufsichtratsvorsitzender Tom McKillop fügte hinzu: Sorry dafür - und überhaupt: "Ich habe mich schon für den ganzen Aufsichtsrat umfassend entschuldigt und wiederhole das gerne."

"Die Bonuszahlungen waren falsch"

Auch die Nachbarn auf der Sünderbank, die früheren Chefs der Halifax BOS, lassen sich da nicht lumpen: "Wir bedauern den Ausgang der Dinge tief und uneingeschränkt." Und Ex-Banker Lord Stevenson ist auch bereit einzuräumen, dass die Kultur - oder Unkultur - der Millionen- Bonuszahlungen an Banker, die damit für kurzfristige Risiken an den Anlagemärkten belohnt wurden, irgendwie zu dem Desaster bei getragen hat: "Es gibt keinen Zweifel, dass das weltweite System der Bonus-Zahlungen in den letzten zwei Jahren falsch war."

Aber, so bittet er um Mitleid: Er habe seine Boni immer nur als Aktien bekommen, und daher inzwischen mehr Geld damit verloren, als er an Gehalt bei der Bank verdient habe. So ist das, wenn die eigene Aktie am Ende nur noch Pennys wert ist.

"War ja nicht illegal"

Auf die entscheidende Frage aber, ob sie denn das Ende der Boomjahre an den Finanzmärkten nicht hatten kommen sehen, ob sie denn glaubten, immer weiter aus Nichts Geld machen zu können, fiel den gestürzten Helden nichts Schlagendes ein. Sie hätten eben auch an ihren Guru, den früheren US-Notenbankchef Alan Greenspan, geglaubt. Und, so fügt Sir Fred etwas trotzig hinzu: Illegal sei ihr Verhalten ja nicht gewesen, es habe nur bei der Risikoeinschätzung etwas nicht gestimmt. So kann man es wohl formulieren.