Maßnahme der Zentralbank Was passiert bei einer Leitzinssenkung?

Stand: 05.03.2009 14:21 Uhr

Die US-Notenbank Fed hat mit einer Leitzinssenkung um 0,75 Prozentpunkte versucht, die Aktienmärkte zu beruhigen. Mit dem Leitzins geben Notenbanken vor, zu welchem Satz sich Geschäftsbanken bei ihnen Geld leihen können. Doch was bedeutet das für die Verbraucher?

Der Leitzins legt fest, zu welchen Bedingungen sich Kreditinstitute bei Noten- und Zentralbanken Geld beschaffen können. Die Noten- und Zentralbanken können daher durch eine Erhöhung oder Senkung der Zinssätze den Geldmarkt und die allgemeine Zinsentwicklung beeinflussen. Ziel ist es, für ein stabiles Preisniveau zu sorgen und die Inflationsrate niedrig zu halten. Zwar wird der Leitzins auch als Steuerungsmittel betrachtet, um auf wirtschaftliche Entwicklungen Einfluss zu nehmen. Aufgabe der Europäischen Zentralbank ist aber ausdrücklich die Geldwertstabilität.

Wenn der Leitzins angehoben wird...

Die Anhebung eines Leitzinses steht für eine restriktivere Geldpolitik. Ihr Ziel ist es, die Inflation niedrig zu halten: Für Kreditinstitute wird es teurer, sich bei den Zentralbanken mit Geld zu versorgen. Weil die Banken die höheren Zinskosten zumindest teilweise an ihre Kunden weitergeben, bedeutet dies für Unternehmen und Verbraucher: Kredite werden teurer und damit unattraktiver. Gleichzeitig lohnt sich das Sparen wieder mehr, denn auch die Guthabenzinsen steigen.

Unter dem Strich kann man sagen: Nach einer Leitzinserhöhung investieren die Unternehmen weniger, weil die Finanzierung teurer wird. Die Bürger nehmen weniger Kredite für Konsum oder Hausbau auf und sparen mehr. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, und die Anbieter können die Preise nicht mehr so leicht erhöhen.

Wenn der Leitzins gesenkt wird...

Die Senkung eines Leitzinses bedeutet im Gegenzug eine expansivere Geldpolitik, um Kredite billiger zu machen. Das Ziel der Zentralbanken ist dabei, die Konjunktur anzukurbeln. Und das geht idealerweise so: Für die Unternehmen wird es billiger, Investitionen zu finanzieren. Dadurch wird mehr investiert und die Wirtschaft belebt. Weil mit einer Leitzinssenkung oft auch eine Abwertung der Währung einhergeht, werden die Waren für Kunden im Ausland billiger und die Exporte steigen.

Für die Verbraucher bedeutet eine Leitzinssenkung, dass sich Sparen weniger lohnt. Zugleich werden Kredite günstiger, was den Konsum ankurbelt. Auch Häuslebauer, die sich von der Bank Geld leihen wollen, können auf günstigere Konditionen hoffen. Wer dagegen in einem Finanzierungsvertrag mit langfristig vereinbarten Zinsen steckt, profitiert nur bedingt.

Wirkung mit Verzögerung

Ob eine Senkung des Leitzinses allerdings wirklich in der Lage ist, einen Aufschwung auszulösen, darüber streiten Wirtschaftsexperten. Auf jeden Fall ist es keine Adhoc-Maßnahme: In der Regel schlägt sich eine Leitzinsänderung erst mit einer Verzögerung von etwa einem Jahr auf Wachstum und Inflation nieder.