Wirtschaftswachstum 2012 und 2013 erwartet Regierung prophezeit anhaltenden Aufschwung

Stand: 25.04.2012 12:37 Uhr

Die Arbeitslosenzahlen sinken, der private Konsum steigt. Das ist laut Bundesregierung der Schlüssel für anhaltendes Wirtschaftswachstum. Für 2012 sagt sie ein Plus von 0,7 Prozent voraus, für 2013 weitere 1,6 Prozent. Doch die Regierung bleibt vorsichtiger als viele Konjunkturforscher.

Die Bundesregierung hält trotz einiger Anzeichen für eine schnellere Erholung der deutschen Wirtschaft an ihrer bisherigen Konjunkturprognose fest. In ihrer Frühjahrsprognose bestätigte sie ihre Schätzungen vom Januar. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,7 Prozent und im kommenden Jahr um weitere 1,6 Prozent steigen.

"Deutschland bleibt Europas Wachstumsmotor"

"Die deutsche Wirtschaft kommt wieder in Schwung", sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. "Deutschland ist und bleibt der Wachstumsmotor in Europa", erklärte er. Gestützt werde der Aufschwung weiter vor allem die Binnenkonjunktur. Dafür verantwortlich sei besonders die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. "Die Wachstumsdelle der letzten Monate hat den Beschäftigungszuwachs nicht gestoppt", sagte Rösler.

Aus Sicht der Bundesregierung wird die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr weiter steigen. Gleichzeitig erwartet sie einen Rückgang der Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt um fast 200.000. Damit läge die Arbeitslosenquote noch bei 6,5 Prozent - nach 6,7 Prozent im vergangenen Jahr. Bei den verfügbaren Einkommen erwartet die Regierung in diesem Jahr ein Plus von 3,3 Prozent und 2013 einen weiteren Zuwachs um 3,1 Prozent. Das dürfte dazu beitragen, dass die privaten Konsumausgaben das Wirtschaftswachstum weiter stützen. Beim Export erwartet die Regierung wegen der schwachen Entwicklung auf den europäischen Absatzmärkten ein Plus von 3,0 Prozent und im kommenden Jahr dann von 5,0 Prozent.

Regierung vorsichtiger als Konjunkturforscher

"Auch wenn die deutsche Wirtschaft hervorragend aufgestellt ist, so sind wir mit unserer Projektion bewusst auf der vorsichtigen Seite geblieben", sagte Rösler. Denn die Risiken aus dem internationalen Umfeld blieben hoch: "Die europäische Staatsschuldenkrise ist noch nicht gelöst." Der kräftige Ölpreisanstieg zeige zudem, dass sich steigende Preise zu einem Risiko für den Aufschwung entwickeln könnten.

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten vor einigen Tagen ihr Frühjahrsgutachten zur weiteren Konjunkturentwicklung in Deutschland vorgelegt. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr voraussichtlich um 0,9 Prozent steigen. Für 2013 liegt die Schätzung sogar bei einem Plus von 2,0 Prozent. Die EU-Kommission und der Internationale Währungsfonds sagen Deutschland für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum um 0,6 Prozent voraus. 2013 werde das Bruttoinlandsprodukt um weitere 1,5 Prozent steigen.

Wirtschaft schrumpfte Ende 2011

Im Schlussquartal 2011 war die deutsche Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal zum ersten Mal seit 2009 wieder zurückgegangen. Ob sich diese Entwicklung zwischen Januar und März fortgesetzt hat und die Bundesrepublik damit formal in eine Rezession gerutscht ist, wird sich erst im Mai zeigen. Dann gibt das Statistische Bundesamt die Zahlen für das erste Quartal bekannt.

DIW erwartet Konjunkturerholung ab Frühjahr

Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass Deutschland an der Rezession vorbeigeschrammt ist und zwischen Januar und März unter dem Strich ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent stehen wird. Derzeit ziehe die Konjunktur bereits wieder deutlich an. Für den Zeitraum zwischen April und Juni sagt das DIW einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 Prozent voraus. "Die Inlandsnachfrage wird die Wirtschaft anschieben", sagte DIW-Konjunkturexperte Simon Junker "Die anhaltend gute Lage auf dem Arbeitsmarkt und die wohl kräftig anziehenden Löhne sprechen dafür, dass der private Verbrauch ab dem Frühjahr spürbar zulegen wird." Dank günstiger Finanzierungsbedingungen dürften die Unternehmen ihre Investitionen ausweiten.

DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner betonte allerdings: "Die Eurokrise belastet die deutsche Wirtschaft immer noch, das Wachstum in Deutschland stützt sich deshalb zur Zeit vor allem auf die Inlandsnachfrage und die Exporte in die Schwellenländer." Die Industrie erhalte deutlich weniger Aufträge aus den europäischen Krisenländern.