Konjunkturprognose für 2010 EU-Kommission bleibt skeptisch

Stand: 25.02.2010 14:55 Uhr

Die EU-Kommission bleibt im Hinblick auf die Konjunkturaussichten zurückhaltend: Um gerade mal 0,7 Prozent werde die Wirtschaft in der EU in diesem Jahr wachsen. Für Deutschland sieht die Kommission ein Plus von 1,2 Prozent. Damit bleibt die Behörde bei ihren Zahlen vom vergangenen Herbst.

Von Peter Heilbrunner, SWR-Hörfunkstudio Brüssel

Der Aufschwung in Europa steht auf wackligen Beinen - und dass, obwohl das wirtschaftliche Umfeld sich deutlich aufhellt. Weltweit soll das Wachstum bei 4,5 Prozent legen, prognostiziert die Brüsseler EU-Kommission. Der europäische Anteil an dieser Erholung ist jedoch gering: In der EU soll die Wirtschaft um gerade mal 0,7 Prozent zulegen. EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn zieht dennoch ein positives Fazit: "Alles in allem schreitet die wirtschaftliche Erholung in Europa voran, sie bleibt aber anfällig." Deshalb müsse es das oberste Ziel bleiben, die Wirtschaft auf einen starken und nachhaltigen Wachstumspfad zurückzuführen, so der Finne.

Gleichwohl gibt es in Europa große Unterschiede zwischen den Ländern – Polen bliebt Spitzenreiter unter den großen EU-Ländern. Selbst im Krisenjahr 2009 wuchs die polnische Wirtschaft noch, auch dank einer Steuersenkung in den unteren und mittleren Einkommensklassen, wie der Wirtschaftskommissar erläuterte. In diesem Jahr soll es in unserem östlichen Nachbarland gar um mehr als zweieinhalb Prozent aufwärts gehen.

Olli Rehn

Die Konjunktur bleibt nach Einschätzung von Olli Rehn "anfällig".

Frankreich und Deutschland, die beiden größten Volkswirtschaften in Europa, marschieren Hand in Hand aus der Krise und dürfen auf ein Wachstum von 1,2 Prozent hoffen. Nur Spanien kommt nicht aus dem Tal - die Regierung in Madrid muss warten. Spanien sei das einzige große EU-Land, so Olli Rehn, das mit einem weiteren Rückgang seiner Wirtschaftsleistung auch in diesem Jahr rechnen müsse.

Viele Unsicherheiten, aber keine Inflationssorgen

Insgesamt bleiben die Wachstumsaussichten aber nicht nur eingetrübt – sie sind auch mit großen Unsicherheiten behaftet. Die Unternehmen lassen ihre Maschinen und Bänder weiter nicht unter Volllast laufen, nicht zuletzt deshalb, weil die Verbraucher sich europaweit beim Einkaufen nach wie vor zurückhalten. Unklar ist auch, wie sich das langsame Rückführen der staatlichen Konjunkturhilfen auswirkt. Und: Die Banken bleiben weiterhin Sorgenkinder. "Wir können nicht ausschließen, dass die Lage des Bankensektors die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte behindert und damit auch die Erholung der Wirtschaft", befürchtet Rehn.

Im der nächsten Woche will die EU-Kommission ihre Wachstumsstrategie für Europa präsentieren. Sie soll dabei helfen, der EU-Wirtschaft neue Dynamik zu verleihen. Die jüngsten Prognosen allerdings lassen nur wenig Hoffnung aufkommen, dass es schon bald wieder kräftig aufwärts geht in Europa. Immerhin: Die Inflationsgefahren bleiben auch im laufenden Jahr gering, glauben die Experten.