Monatsbericht der Bundesbank Rezession im ersten Quartal verschärft

Stand: 20.04.2009 13:00 Uhr

Die Talfahrt der deutschen Wirtschaft hat sich laut Bundesbank zu Jahresbeginn beschleunigt. Doch erste Signale deuten zugleich auf ein baldiges Ende der Wirtschaftskrise hin. Der Maschinenbau erwartet ab Mai ein Ende der Talfahrt, die Elektroindustrie ab Herbst.

Die Talfahrt der deutschen Wirtschaft hat sich laut Bundesbank zu Jahresbeginn beschleunigt. "Im ersten Quartal hat sich die rezessive Grundtendenz in der deutschen Wirtschaft weiter verschärft", schrieb die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Im vierten Quartal 2008 war das Bruttoinlandsprodukt um 2,1 Prozent eingebrochen und war damit so stark geschrumpft wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Seither habe sich der Abschwung im Exportgeschäft nochmals verstärkt.

Wegen der schlechten Absatz- und Ertragsaussichten hätten die Unternehmen ihre Ausgaben für Anlagen, Maschinen, Gebäude und andere Sachinvestitionen "sehr deutlich eingeschränkt", schrieb die Bundesbank. Dagegen wirkt sich den Angaben zufolge der Konsum positiv auf die Konjunktur aus. Dafür habe vor allem die staatliche Abwrackprämie für Altautos gesorgt, die den Kauf von Neuwagen beflügelt hat. Auch der langsame Anstieg der Preise trage zum privaten Konsum bei. Die Teuerungsrate lag im März mit 0,5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit rund einem Jahrzehnt.

Maschinenbauer erwarten Ende der Talfahrt

Ungeachtet des Abschwungs zu Jahresbeginn wächst in großen Branchen die Hoffnung auf eine baldige Erholung der Wirtschaft. "Wir rechnen ab Jahresmitte mit dem Ende der bisherigen Talfahrt bei den Auftragseingängen", sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Hannes Hesse. Bereits heute kämen wieder vermehrt Bestellungen aus China, Indien und Brasilien herein. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass es eine Blitzerholung geben kann."

Der Verband erwartet laut Hesse, dass die Minusraten ab Mai niedriger ausfallen, "und zwar in der ganzen Breite des Maschinenbaus". Hesse begründete die Prognose mit drastisch gesunkenen Lagerbeständen bei den Kunden. "Außerdem sollten auch die weltweit aufgesetzten Konjunkturpakete allmählich greifen."

Tiefpunkt zu Jahresbeginn

Seit Mitte vergangenen Jahres gehen die Auftragseingänge der Maschinenbauer allerdings kontinuierlich zurück. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres hatten sich die Bestellungen im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert. Die Produktion sank laut VDMA in der Folge um 23 Prozent. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet Hesse einen Rückgang der Produktion um zehn bis 20 Prozent. Auch sei damit zu rechnen, dass etwa 25.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Derzeit seien schätzungsweise 100.000 Beschäftigte in Kurzarbeit. Es gebe aber auch 8000 offene Stellen. Ende vergangenen Jahres waren in der überwiegend mittelständisch geprägten Branche mit 5920 Unternehmen 976.000 Menschen beschäftigt.

Elektroindustrie optimistisch

Die deutsche Elektroindustrie zeigte sich ebenfalls verhalten optimistisch. "Ich gehe davon aus, dass im dritten Quartal die Talsohle erreicht sein wird", sagte Friedhelm Loh, Präsident des Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Im ersten oder zweiten Quartal 2010 könne die Branche dann "wieder in eine Wachstumsphase eintreten", sagte er. Bis Ende Februar seien die Umsätze allerdings um 29 Prozent eingebrochen. Die Auftragseingänge sanken demnach sogar um 37 Prozent. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet er einen Rückgang um zehn Prozent.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gab sich ebenfalls zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft auf eine Erholungsphase zusteuert. "Vielleicht ist die Hannover Messe ein kleines Signal, dass wir langsam am Tiefpunkt angekommen sind", sagte sie bei ihrem Rundgang zum Auftakt der weltgrößten Industriemesse in Hannover.