Milliardenverluste des "Wals von London" Anklagen im JP-Morgan-Skandal

Stand: 15.08.2013 04:15 Uhr

Der "Wal von London" schrieb Finanzgeschichte - im negativen Sinne. Denn der so von den Medien titulierte Händler der US-Bank JP Morgan produzierte 2012 Verluste von 6,2 Milliarden Dollar. Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat in dem Fall nun zwei Anklagen erhoben.

Zwei frühere Manager von JP Morgan Chase müssen sich im Zusammenhang mit dem Spekulationsdebakel bei der US-Großbank vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan wirft den Männern vor, Milliardenverluste verschleiert zu haben. Konkret müssen sich die beiden Banker für die Fälschung von Dokumenten und den Betrug von Aktionären verantworten.

Die zwei Männer arbeiteten in der Londoner JP-Morgan-Niederlassung. Hier war auch Bruno Iksil beschäftigt, der als "Wal von London" berühmt wurde. Den Spitznamen hatten ihm die Medien aufgrund seiner gigantischen Handelspositionen verpasst, die schließlich in einem Verlust von 6,2 Milliarden Dollar mündeten - einer der größten Einzelverluste in der Bankengeschichte.

Die Zockereien des "Wals" führten zu einem schweren Imageschaden für die größte US-Bank, die die eigentliche Finanzkrise vergleichsweise gut überstanden hatte. Iksil selbst kooperiert Medienberichten zufolge mit den Ermittlern und wird daher strafrechtlich nicht belangt.

Die wahren Verluste verheimlicht

Bei den beiden angeklagten Männern handelt es sich um den Teamleiter Iksils und einen Mitarbeiter, der für die Aufzeichnungen der Transaktionen zuständig war. Die Staatsanwaltschaft sieht es als erwiesen an, dass sie die Werte der Finanzwetten in den Büchern bewusst zu hoch ansetzten und damit die wahren Verluste verheimlichten.

JPMorgan hatte im Mai 2012 zunächst vor einem Spekulationsverlust von zwei Milliarden Dollar gewarnt, verlor letztlich aber dreimal soviel Geld. Die Bank musste ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal 2012 rückwirkend nach unten korrigieren. Den beiden Bankmitarbeitern, die im Zuge der Aufdeckung der Verluste gehen mussten, droht nun eine Gefängnisstrafe. Ein solche Urteil hätte eine neue Qualität, nachdem die meisten Skandalbanker aus der Finanzkrise strafrechtlich nicht belangt wurden.

"Sturm im Wasserglas"

Wegen der Affäre musste auch die Investmentchefin der Bank, Ina Drew, gehen - eine Vertraute von JP-Morgan-Chef Jamie Dimon. Der hatte erste Berichte über die gigantischen Finanzwetten und ihre Risiken als "Sturm im Wasserglas" abgetan, die Verluste aber später als die "dümmste und peinlichste Situation" bezeichnet, die er jemals erlebt habe. Er nahm einen Gehaltseinschnitt in Kauf, sitzt aber weiterhin fest im Sattel, auch weil die Bank trotz allem im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn einfahren konnte.

Dimon musste sich mehrfach vor Ausschüssen des US-Kongresses verantworten. Präsident Barack Obama nutzte den Fall, um für seine Finanzmarktreform zu werben, gegen die Dimon immer wieder gewettert hatte. Die Bank äußerte sich jetzt nicht zu der Anklage.