Offenbar Gespräche über Anleihekauf Italien bittet China um Krisenhilfe

Stand: 13.09.2011 12:13 Uhr

China könnte eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Schuldenkrise in der Eurozone übernehmen. Italiens Finanzminister Tremonti traf sich bereits zu Gesprächen mit dem Chef des chinesischen Staatsfonds. Um Staatsanleihen sei es aber nicht gegangen, hieß es aus der italienischen Regierung.

Im Kampf gegen die eigenen Schuldenprobleme setzt Italien auf die Unterstützung Chinas. Der italienische Finanzminister Giulio Tremonti traf sich laut Regierungsangaben vergangene Woche mit dem Vorsitzenden des chinesischen Staatsfonds CIC, Lou Jiwei.

Bei Gesprächen mit chinesischen Investoren sei es aber lediglich um industrielle Beteiligungen gegangen, nicht etwa um den Kauf von Staatsanleihen, stellte Staatssekretär Antonio Gentile klar: "Die Regierung hat nur über direkte Investitionen in der Industrie gesprochen, aber nicht über Anleihenkäufe." Die Auktion italienischer Staatsanleihen zeige, dass die Nachfrage nach italienischen Anleihen weiter vorhanden sei, so Gentile. Bei der Versteigerung von Papieren mit einer Laufzeit von fünf Jahren stieg die Rendite allerdings im Vergleich zu einer vorangegangenen Auktion (Juli) von 4,93 Prozent auf 5,6 Prozent.

Die "Financial Times" hatte zuvor berichtet, dass es über eine Beteiligung Chinas strategisch wichtigen Unternehmen hinaus auch um den Kauf einer großen Zahl von Staatanleihen ging.

China kündigte Anleihekauf von Euro-Staaten an

Das chinesische Außenministerium erklärte lediglich, die Regierung in Peking vertraue Europa bei der Bewältigung der Schuldenkrise. Die Volksrepublik hoffe, dass Europa die chinesischen Investitionen in der Region bewahren könne. Im April hatte China signalisiert, verstärkt Staatsanleihen der hoch verschuldeten Staaten der Eurozone aufkaufen zu wollen. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Die Volksrepublik hatte aber angegeben, Milliarden in Staatsanleihen der Euro-Staaten investiert zu haben.

China hat schätzungsweise ein Viertel seiner Währungsreserven in Euro angelegt. Um den Wert dieser eigenen Devisenreserven zu erhalten, liegt es in Chinas eigenem Interesse, dem Euro und die Eurozone zu stabilisieren. Ein weiteres Argument für chinesische Investitionen ist die Stärkung der europäischen Wirtschaft. Denn die EU ist Chinas wichtigster Handelspartner. Die Exporte chinesischer Unternehmen florieren vor allem dann, wenn Wirtschaftsleistung in der EU und der Eurozone wächst. Ein schwächelnder Euro gefährdet aber die Konjunktur - was nicht im Interesse Chinas sein kann. Hinzu kommt, dass ein Wertverlust des Euro gegenüber die chinesischen Währung und anderen Währungen auch die Exporte aus der Volksrepublik nach Europa verteuert. Auch dieser Entwicklung kann die Regierung in Peking vorbeugen, wenn durch den Ankauf von Staatsanleihen von Euro-Staaten auch der Euro insgesamt stabilisiert wird.

Die Gesamtverschuldung des italienischen Staates war im Juni auf 1,9 Billionen Euro gestiegen. Das entspricht 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Stabilitätskriterien der Eurozone erlauben eigentlich höchstens 60 Prozent. Obwohl Italien mit Sparprogrammen bis 2013 einen Haushalt ohne neue Schulden erreichen will, steht das Land unter Druck. Italien kann sich an den Finanzmärkten nur noch Geld leihen, wenn es eine deutlich höhere Verzinsung anbietet als etwa Deutschland. Die Risikoaufschläge stiegen gerade auf einen neuen Rekordwert.

Wichtige Rolle der EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft bereits seit längerem auch italienische Staatsanleihen in Milliardenhöhe auf. Das hilft dem Land, Geld wieder zu etwas günstigeren Bedingungen zu leihen. Ein Engagement Chinas im großen Stil könnte diese Entlastung Italiens deutlich verstärken.

Große Teile der Schulden hat die Regierung in Rom bislang bei den italienischen Banken aufgenommen. Diese waren zuletzt ihrerseits zunehmend auf die Unterstützung der EZB angewiesen. Allein im August liehen sich Institute aus der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone etwa 85,1 Milliarden Euro von der EZB - und damit mehr als doppelt so viel wie noch im Juni.