Folge der US-Immobilienkrise Fannie Mae und Freddie Mac verstaatlicht

Stand: 08.09.2008 09:58 Uhr

Washington zieht die Notbremse: Die US-Regierung stellt die Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac unter direkte staatliche Kontrolle. Damit sollten Unsicherheiten auf den Kapitalmärkten beendet werden, erklärte Finanzminister Paulson. Die Börsen reagierten mit Gewinnen.

Die US-Regierung übernimmt die Kontrolle bei den zwei größten Baufinanzierern des Landes, Fannie Mae und Freddie Mac. Sie waren im Verlauf der US-Immobilienkrise in immer größere finanzielle Schwierigkeiten gerutscht. Fannie Mae meldete erst Anfang August, dass sich die Verluste allein im zweiten Quartal auf 2,3 Milliarden Dollar summierten.

Finanzminister Henry Paulson will damit noch größere Unruhe auf den amerikanischen und den internationalen Finanzmärkten vermeiden. Die beiden Unternehmen seien "so groß und so mit dem Finanzsystem verwoben, dass das Scheitern eines der beiden große Unruhe auf unseren Finanzmarkt hier und in der ganzen Welt auslösen würde", sagte Paulson.

Bush sah "inakzeptables Risiko"

US-Präsident George W. Bush begründete die vorläufige Verstaatlichung von Fannie Mae und Freddie Mac durch den Staat mit einer Gefahr für die Wirtschaft. Die beiden Hypothekenfinanzierer hätten "ein inakzeptables Risiko für das Finanzsystem im weiteren Sinne und für unsere Wirtschaft" dargestellt, erklärte Bush. Die Finanzierer müssten auf eine solide finanzielle Basis gestellt und ihre Geschäftpraktiken reformiert werden. "Die Amerikaner dürfen sicher sei, dass dieser Schritt unsere Fähigkeit stärken wird, die Korrekturen auf dem Immobilienmarkt zu überstehen", sagte der US-Präsident. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) nahm die Entscheidung positiv auf. "Diese Maßnahme wird die Kredit- und Immobilienmärkte stützen", sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn.

K. Remme, DLF, 08.09.2008 07:39 Uhr

Vorstandsvorsitzende werden ausgewechselt

Die Vorstandsvorsitzenden der beiden Hypothekengiganten müssen laut den Plänen der US-Regierung gehen. Neuer Chef von Fannie Mae soll Herb Allison werden, der zuvor in leitender Position bei der US-Investmentbank Merrill Lynch war. David Moffett, der von US Bancorp kommt, soll das Steuer bei Freddie Mac übernehmen.

Rettungsaktion könnte bis zu 25 Milliarden Dollar kosten

Die Lage der beiden Institute hatte sich am Freitag nach Medienberichten über dringend benötigte staatliche Finanzhilfen zugespitzt. Die Aktie von Fannie Mae brach um 24 Prozent ein, Freddie-Mac-Anteile verloren 19 Prozent.

Die beiden staatsnahen Institute tragen zusammen etwa die Hälfte des gesamten Hypothekenvolumens in den USA - sei es über direkte Baukredite oder als Rückfinanzierung für andere Hypothekenbanken. Eine staatliche Rettungsaktion könnte die Steuerzahler nach Schätzungen der Haushaltsbehörde des Kongresses etwa 25 Milliarden Dollar kosten.

Kongress kündigt Untersuchung an

Während die Börsen in Asien und Europa am Montag positiv auf die Entscheidung der US-Regierung reagierten, kündigte der US-Kongress eine Untersuchung der angekündigten Verstaatlichung an. Der Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, Christopher Dodd, teilte mit, dass es eine Anhörung zu dem Rettungsplan geben werde. "Es gibt da noch viele offene Fragen", erklärte Dodd. "Wir müssen mehr darüber erfahren, warum sich die Regierung zu diesem Kurswechsel entschieden hat." Schließlich habe die Regierung noch vor wenigen Wochen erklärt, dass eine Übernahme der beiden halbstaatlichen Baufinanzierer wohl nicht notwendig sei.