HRE lagert toxische Papiere aus Bis zu 191,1 Milliarden Euro für HRE-Bad-Bank

Stand: 01.10.2010 00:07 Uhr

Eine der größten Transaktionen in der deutschen Bankengeschichte hat begonnen: Seit Mitternacht werden die toxischen Papiere der HRE in eine Bad Bank, die "FMS Wertmanagement", ausgelagert. Das Gesamtvolumen der Transaktion beträgt bis zu 191,1 Milliarden Euro.

Von Michaela Bergholz, Hessischer Rundfunk

Selbst erfahrene Banker dürften dieser Mega-Transaktion mit Neugier und Spannung entgegen blicken: 1500 Bilanzposten müssen aus der HRE-Bank in die jüngst gegründete Bad Bank mit dem Titel "FMS Wertmanagement" umgeschichtet werden. Die damit verbundenen Risiken liegen vor allem im rechtlichen Bereich. Es sind viele Länder, unterschiedliche Währungsgebiete und diverse Aufsichtsgremien involviert. "Für Profis ist das in ein paar Tagen machbar", schätzt Professor Thomas Heidorn von der Frankfurt School of Finance die Situation ein.

Ein anderes Problem aber liegt darin, dass niemand so genau weiß, wie viel die Risikopapiere tatsächlich wert sind. Um diese Unwägbarkeiten abzufedern, hat der Bund - und damit der Steuerzahler - noch einmal Garantien in Höhe von 40 Milliarden Euro geben müssen. Dieses Geld ist nicht zwingend verloren. Denn die Bilanzposten, die künftig von der Bad Bank verwaltet werden, könnten theoretisch in ein paar Jahren wieder Gewinn bringen und zu einem höheren Preis auf dem Markt verkauft werden.

Dann wäre die Bad Bank am Ende sogar eine "Good Bank“. So richtig glauben mag daran aber niemand. Zu undurchsichtig und verlustträchtig sind die strukturierten Produkte, die die HRE einst dem Kollaps nahe brachte.

So funktioniert die Bad Bank

Der Name Bad Bank suggeriert zwar, dass es sich dabei um eine Bank handelt. Eigentlich ist sie aber eine Zweckgesellschaft und benötigt keine Banklizenz. Im Falle der HRE übernimmt also die "FMS Wertmanagement" die Schrottpapiere. Dafür muss die HRE einen Abschlag von zehn Prozent gegenüber dem ursprünglichen Buchungswert hinnehmen. Im Gegenzug erhält sie eine Schuldverschreibung in Höhe der transferierten toxischen Papiere und kann sich damit bei der Bundesbank neues Geld besorgen. Mit diesem Eigenkapital kann sie neue Kredite vergeben und womöglich wieder auf die Erfolgsspur kommen. Möglich ist diese Variante durch das Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung, das der Bundestag am 3. Juli 2009 beschlossen hatte.

Bislang hat außer der HRE nur ein weiteres Institut zu dem Mittel der Gründung einer Bad Bank gegriffen: Die WestLB. Sie hat 77 Milliarden Euro in die Bad Bank EAA ausgelagert. Andere Banken, die ebenfalls eine erhebliche Anzahl an Risikopapieren in ihren Portfolios haben, wählten eine Alternative. Sie wickeln ihre Altlasten in internen Abteilungen oder internen Bad Banks ab. Darunter die Commerzbank, die HSH Nordbank und die BayernLB.

Zurück zu den Wurzeln: Deutsche Pfandbriefbank

Die HRE erhofft sich durch die Gründung der Bad Bank einen erfolgreichen Neuanfang. Die Bilanz ist von den Altlasten bereinigt, das Institut kann sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren, den Handel mit Pfandbriefen. Das sind festverzinsliche Anleihen, für die die ausgebenden Banken besonders Risikovorsorge treffen müssen. Das spiegelt sich auch im Titel der Bank wider: Aus Hypo Real Estate wurde die Deutsche Pfandbriefbank (pbb).

Allerdings sind die Renditen in diesem Bereich sehr mäßig. Gerade mal 2,4 Prozent lassen sich aktuell damit erzielen. Die Deutsche Pfandbriefbank tut sich daher bislang schwer mit dem Erfolg. Nur 300 Millionen Euro echte Neukredite hat das Institut im ersten Halbjahr 2010 vergeben. Wasser auf die Mühlen jener, die ohnehin die Zukunft der Bank sehr düster sehen. Manche fordern sogar unverblümt die endgültige Abwicklung des gesamten Instituts, um weiteren Schaden abzuwenden.

Diese Lösung würde den Steuerzahler allerdings teuer zu stehen kommen. Mehrere Milliarden Euro wären dann endgültig verbrannt. Bankenexperte Professor Thomas Heidorn hält denn auch von einer Abwicklung der Pfandbriefbank wenig. Er vermutet zudem, dass die Chancen der Bank auf einen erfolgreichen Neustart auch von manchem Konkurrenten bewusst schlechter dargestellt werden als sie tatsächlich sind. Das Geschäft mit dem Geld macht eben gierig.