Experten legen Herbstgutachten vor Wirtschaftsforscher erwarten wieder Wachstum

Stand: 15.10.2009 16:06 Uhr

Nach dem drastischen Konjunktureinbruch in diesem Jahr geht es mit der deutschen Wirtschaft offenbar wieder aufwärts. Damit rechnen zumindest die führenden Forschungsinstitute für das kommende Jahr in ihrem Herbstgutachten. Wirtschaftsminister zu Guttenberg wertet das als Verdienst entschlossenen Handelns.

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten nach der schweren Krise eine schnellere Erholung als bislang. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 Prozent, wie aus dem gemeinsamen Herbstgutachten hervorgeht. Für dieses Jahr prognostizieren sie einen Einbruch von fünf Prozent.

In ihrem Frühjahrsgutachten waren die Institute noch pessimistischer gewesen. Damals hatten sie für das laufende Jahr noch einen BIP-Einbruch von 6,0 Prozent und auch für das kommende Jahr ein Minus von 0,5 Prozent erwartet.

Tiefpunkt im Herbst

In diesem Herbst scheine der Tiefpunkt der Rezession überschritten, hieß es in der Gemeinschaftsprognose. Vieles deute auf eine konjunkturelle Erholung hin. Die Lage auf den Weltfinanzmärkten habe sich "erheblich entspannt". Allerdings werde sich die deutsche Wirtschaft nur langsam aus der Krise heraus bewegen.

Die Zahl der Arbeitslosen wird nach Auffassung der Forscher im nächsten Jahr noch einmal deutlich steigen, allerdings weniger stark als bisher befürchtet. So rechnen sie für 2009 mit durchschnittlich 3,470 Millionen Arbeitslosen, was einer Quote von acht Prozent entspricht. Für 2010 gehen sie von durchschnittlich 4,075 Millionen Arbeitslosen aus, und damit von einer Quote von 9,4 Prozent.

Bundesregierung will Vorhersage angleichen

"Die deutsche Wirtschaft hat den konjunkturellen Tiefpunkt hinter sich gelassen und die Erholung gewinnt Konturen", sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Dies sei auch deshalb schneller als zunächst erwartet geschehen, "weil entschlossen gegengesteuert wurde", erklärte er. Positiv sei vor allem, dass die "Anpassung am Arbeitsmarkt dank Kurzarbeit, verantwortungsvoller Lohnpolitik und dem Wunsch vieler Unternehmen, ihre Fachkräfte zu halten, in engen Grenzen gehalten wurde". Die Bundesregierung rechnet für dieses Jahr noch mit einem Einbruch von sechs Prozent, für 2010 bislang noch mit einem Plus von 0,5 Prozent. Sie will ihre Vorhersage aber am Freitag ebenfalls nach oben korrigieren.

Konjunkturforscher plädiert für Sparkurs

Der Konjunkturexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Roland Döhrn, folgerte bei der Vorstellung des Herbstgutachtens, dass ein strikter Sparkurs unumgänglich sei. Der Sparkurs sollte wegen der schwachen Konjunktur aber erst 2011 beginnen. Empfohlen würden nicht höhere Steuern und Belastungen, sondern Kürzungen bei den Ausgaben und der Abbau von Steuervergünstigungen. Steuersenkungen seien prinzipiell möglich, sie dürften aber nicht durch Kredite ermöglicht werden, sondern nur durch Einsparungen an anderer Stelle.