Hintergrund

Optionen zur Griechenland-Rettung Eurobonds oder doch lieber einen Haircut?

Stand: 18.07.2011 19:49 Uhr

Griechenland retten - aber wie? Mehrere Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch. Sehr oft fällt der Begriff "Umschuldung", häufig ist auch vom "Schuldenschnitt" oder "Haircut" die Rede. Und dann gibt es noch die "Eurobonds". Doch was verbirgt sich eigentlich hinter den Begriffen? Ein Überblick.

Griechenland muss gerettet werden, aber wie? Darüber streiten nicht nur die Staats- und Regierungschef der Staaten der Euro-Zone. Dabei wird mit Begriffen jongliert, deren Bedeutung oft nur Experten verstehen. Häufig werden auch Ausdrücke synonym verwendet, die eigentlich nicht zusammenpassen. Zudem sind teilweise auch Kombinationen verschiedener Vorschläge im Gespräch, um die Schuldenlast Griechenlands spürbar zu senken. Ein Überblick über die diskutierten Lösungsvarianten und ihre Bedeutung.

Umschuldung

Immer wieder ist von der Umschuldung die Rede. Das ist zumindest missverständlich. Denn Umschuldung bedeutet schlicht, einen abgeschlossenen Kredit durch die Aufnahme eines neuen Kredits zu tilgen, etwa weil die Zinsen bei dem neuen Kredit günstiger sind. Im Fall Griechenland ist das aber nicht gemeint - auch, weil Griechenland gar keine Kredite mehr zu günstigeren Konditionen bekommt. Im Gegenteil, für das Land wird es immer teurer, Kredite aufzunehmen.

Schuldenschnitt

Wer im Fall Griechenland von Umschuldung spricht, meint einen Schuldenschnitt, also einen teilweisen Erlass der Schulden. Manchmal ist auch vom "haircut", also Haarschnitt die Rede. Diese Variante wird - in abgestuften Varianten - derzeit besonders intensiv diskutiert. Bei einem harten Schuldenschnitt müssten alle Gläubiger Griechenlands auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Das überschuldete Land muss dann weniger Geld zurückzahlen. Nachteil: Die Ratingagenturen würden dies als Kreditausfall des Landes bewerten.

Bei einem weichen Schuldenschnitt sollen griechische Staatsanleihen durch abgesicherte Anleihen mit einer verlängerten Laufzeit ersetzt werden. Mit anderen Worten: Banken und Versicherer verlängern freiwillig die Laufzeit ihrer griechischen Staatsanleihen. Nachteil: Die großen Ratingagenturen signalisierten bereits, dass sie diese Option als "begrenzten Zahlungsausfall" werten würden.

Eurobonds

Das Prinzip dieser Lösung lautet vereinfacht ausgedrückt: Alle stehen gerade. Sprich: Bei Eurobonds haften alle Länder der Eurozone zusammen für die so ausgegebenen Staatsanleihen. Bisher gilt: Jeder Staat gibt seine eigenen Papiere heraus; das aber zu unterschiedlichen Zinssätzen. Staaten wie Deutschland, die in den Ratings hoch bewertet werden, müssen nur geringe Zinsen zahlen. Bei ihnen ist die Rückzahlung der Kredite so gut wie sicher. Griechenland, Portugal oder Irland dagegen müssen deutlich mehr aufwenden.

Einigt man sich auf die Eurobonds-Lösung müssten Länder mit bislang gutem Ranking - wie Deutschland - höhere Zinsen befürchten. Nachteil: Der Maastricht-Vertrag in seiner bisherigen Version wäre endgültig gescheitert. Laut Vertrag ist es nämlich verboten, dass ein Euro-Land für die Schulden eines anderen Euro-Landes einsteht ("No-Bailout-Klausel"). Genau das würde bei einer gemeinsamen Haftung aber passieren.

Rückkauf von Staatsanleihen

Weil griechische Staatsanleihen derzeit teils nur noch zu 50 Prozent ihres Nennwerts gehandelt werden, könnte Griechenland seine Anleihen entsprechend günstiger zurückkaufen - ein gutes Geschäft für Griechenland. Denn die Regierung müsste beim Auslaufen der Anleihen nicht den Nennwert zurückzahlen. Für den kurzfristigen Rückkauf wären aber gewaltige Geldsummen nötig - die das Land nicht hat. Eine Möglichkeit wäre, dass der Rettungsfonds EFSF der griechischen Regierung das Geld zur Verfügung stellt. Eine andere Variante dieser "Bond-Buy-Back"-Lösung": Der Rettungsfonds EFSF kauft selbst die griechischen Anleihen auf. Bei einer Rückkauf-Lösung gäbe es also de facto einen Schuldenschnitt, ohne dass Griechenland die Zahlungsunfähigkeit erklären müsste. Unklar ist aber, ob die griechischen Gläubiger sich darauf im großen Stil einließen und durch den Verkauf der Anleihen zum aktuellen Wert hohe Verluste in Kauf nähmen.

Neue Steuer für die Finanzbranche

Eine weitere Idee läuft daraus, die Banken und andere Unternehmen der Finanzbranche durch eine zusätzliche Steuer an den Kosten der Griechenland-Rettung zu beteiligen. Allerdings sehen Banken die Idee kritisch, weil alle Institute zahlen müssten - egal, ob sie Gläubiger Griechenlands sind oder nicht. Die Einführung einer Steuer soll laut Konzept mit einem anderen Schritt kombiniert werden: Die privaten Gläubiger sollen demnach freiwillig neue griechische Staatsanleihen kaufen, wenn die bisher ausgegebenen fällig werden.