Teilnehmerzahlen an Protesten sinken Griechen streiken erneut gegen das Sparpaket

Stand: 08.07.2010 16:45 Uhr

Neuer Generalstreik in Griechenland: Zum sechsten Mal haben Gewerkschafter gegen das Sparpaket demonstriert, mit dem das Land seine Finanzprobleme lösen will. Vor allem der öffentliche Verkehr war betroffen. Die Teilnehmerzahl an den Protesten sinkt aber von Streik zu Streik.

Mit einem weiteren landesweiten Streik haben Beschäftigte im öffentlichen Dienst Griechenlands und der Privatwirtschaft gegen die Rentenreform der sozialistischen Regierung protestiert. Die spürbarsten Beeinträchtigungen gab es im öffentlichen Verkehr: Flüge wurden gestrichen, Fähren blieben in den Häfen, Busse und Bahnen fuhren nicht.

In Radio und Fernsehen gab es keine Nachrichten, weil auch die Journalisten streikten. Die Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern behandelten nur Notfälle. Auch Ämter blieben geschlossen. Das Parlament musste wegen der Beteiligung seiner Angestellten am Streik mit Notbesetzung arbeiten.

"Hände weg von unseren Renten"

Etwa 12.000 Demonstranten zogen in einem Protestmarsch zum Parlamentsgebäude, wo die Abgeordneten über die Rentenreformpläne der Regierung beraten wollten. Sie riefen "Hände weg von unseren Renten" und beschimpften die Abgeordneten als "Diebe" und "Lügner".

Die Demonstration verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Der Verkehr lief am Nachmittag im Zentrum Athens wieder normal. Auch in der Hafenstadt Thessaloniki und anderen Städten des Landes gab es kleinere Demonstrationen. Zu den Streiks hatten die beiden größten Gewerkschaftsverbände GSEE und ADEDY aufgerufen.

Im Rahmen eines großen Spar- und Kürzungspakets sehen die Regierungspläne unter anderem eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 65 Jahre vor. Bei einer Probeabstimmung am Vorabend stimmten 159 der 300 Parlamentarier für das Vorhaben. Das Sparpaket, mit dem die Regierung das Land aus der Finanzkrise führen will, wurde mit dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union vereinbart, um im Gegenzug auf Hilfskredite im Umfang von 110 Milliarden Euro zurückgreifen zu können.

Es war der sechste eintägige Streik der Gewerkschaften in diesem Jahr gegen den Sparkurs. An den Protesten nahmen in den vergangenen Wochen immer weniger Griechen teil. Noch im Mai waren etwa 50.000 Menschen gegen das Kürzungsprogramm auf die Straße gegangen.