Notfallplan der Euroländer Das Hilfspaket zeigt erste Wirkung

Stand: 12.04.2010 17:05 Uhr

Die Risikoaufschläge für griechische Anleihen sinken, der Eurokurs steigt: Der Rettungsschirm für Griechenland, auf dessen Details sich die Euroländer geeinigt hatten, zeigt erste Wirkung. Bis zu 30 Milliarden Euro wollen diese als Kredite bereitstellen, Deutschland wäre mit bis zu 8,4 Milliarden Euro dabei.

Die Einigung der Eurogruppe auf die Einzelheiten des Rettungsschirms für Griechenland hat an den Märkten für Erleichterung gesorgt. Die Kosten für griechische Staatsanleihen sanken am Morgen deutlich. Die Differenz der Risikoaufschläge gegenüber deutschen Bundesanleihen verminderte sich um 45 Basispunkte auf 3,5 Prozentpunkte. Damit kommt Athen wieder billiger an Geld, um seine enorme Staatsverschuldung zu finanzieren. Auch der Euro legte deutlich zu, der Dax erreichte zu Handelsbeginn seinen höchsten Stand seit September 2008.

Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker bezeichnete das Hilfsprogramm der 16 Staaten für das massiv verschuldete Griechenland als vertrags- und marktkonform. Der Rettungsplan stelle zudem keine Subvention dar, sagte der luxemburgische Ministerpräsident im Deutschlandfunk. Darauf habe vor allem die deutsche Bundesregierung gedrängt. Eine Schwächung des Euro schloss Juncker aus. Über Griechenland hinaus müsse nun über Vertragsänderungen nachgedacht werden, um gegen künftige Krisen gewappnet zu sein.

IWF sagt Unterstützung zu

Der Internationale Währungsfonds (IWF) bekräftigte seine Unterstützung für das Hilfspaket. "Der IWF steht bereit, sich an den Anstrengungen zu beteiligen, dazu gehört ein über mehrere Jahre laufendes Bereitschaftskreditabkommen", sagte IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn. Der Beschluss der Euroländer sei ein "sehr wichtiger Schritt". Ein IWF-Team wolle sich nun mit Vertretern von Griechenland, der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) treffen.

Die Euroländer hatten sich auf die Modalitäten der möglichen Kredithilfen für das hoch verschuldete Griechenland geeinigt. Sie seien bereit, der Regierung in Athen in diesem Jahr bis zu 30 Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, falls dies nötig würde, erklärte Juncker gestern in Brüssel. Der Internationale Währungsfonds (IWF) würde das Programm kofinanzieren. "Es gab keine Entscheidung, den Mechanismus zu aktivieren - aber wir sind jetzt bereit, den Mechanismus in Gang zu setzen", sagte Juncker.

Deutschland wäre mit bis zu 8,4 Milliarden Euro beteiligt

Deutschland würde im Fall von Notfall-Krediten für Griechenland nach Angaben der Bundesregierung bis zu 8,4 Milliarden Euro an Hilfen beisteuern. Dies gelte für den Fall, dass sich auch alle anderen Länder beteiligen, sagte der Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble, Michael Offer. Euro. Der IWF will bis zu 15 Milliarden Euro zusätzlich bereitstellen.

Für einen Kredit mit bis zu drei Jahren Laufzeit müsste Griechenland einen Zins von rund fünf Prozent bezahlen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Unter welchen Umständen Griechenland die Hilfe anfordert, bleibt zunächst der Regierung in Athen selbst überlassen. Die EU-Kommission und die Europäische Zentralbank sollen dann überprüfen, ob der Einsatz des Sicherheitsnetzes gerechtfertigt ist. Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou betonte, sein Land wolle sich weiter Geld auf dem freien Kapitalmarkt beschaffen und habe nicht um bilaterale Hilfen gebeten. Den Beschluss der Euroländer wertete er als Vertrauensbeweis der EU-Partner in Griechenland.

Das hochverschuldete Land könnte damit binnen kurzer Zeit Kredite des IWF und einzelner Eurostaaten erhalten, sollte eine Finanzierung am Kapitalmarkt nicht mehr möglich sein. Griechenland drohte zuletzt immer tiefer in der Schuldenkrise zu versinken, da die Investoren aus Misstrauen über die Zahlungsfähigkeit des Landes immer höhere Zinsen auf Staatsanleihen forderten.