Bedingung für weitere Hilfe Athen hofft auf verkaufswillige Gläubiger

Stand: 03.12.2012 17:59 Uhr

Griechenland hat sein Programm zum Rückkauf von Staatsanleihen aus den Händen privater Gläubiger gestartet. Der Schuldenrückkauf ist Teil des neuen Hilfsprogramms der internationalen Geber. Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Einige Gläubiger machen nicht mit, andere hoffen auf Gewinne.

Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul, zzt. Athen

Es klingt genial: Griechenland bekommt einen neuen Kredit in Höhe von zehn Milliarden Euro - und kann damit eigene, alte Staatsanleihen mit einem Nennwert von rund 30 Milliarden Euro zurückkaufen. Unterm Strich kann Griechenland seinen Schuldenberg so auf einen Schlag um rund 20 Milliarden Euro senken.

Das Ganze kann nur deshalb klappen, weil die alten, griechischen Staatsanleihen in den vergangenen Jahren dramatisch im Wert gesunken sind. Griechische Staatsanleihen, auf denen ein Wert von 100 Euro steht, sind auf dem freien Markt jetzt etwa nur ein Drittel wert. Die Frage ist allerdings, ob die jetzigen Besitzer der alten griechischen Staatsanleihen diese auch wirklich zu etwa diesem Wert an den Staat verkaufen.

Nicht alle wollen mitmachen

Nicht alle wollen da mitmachen, weiß der Wirtschaftswissenschaftler Yannis Monogios vom Athener Forschungsinstitut KEPE: "Der griechische Pensionsfonds wird nicht mitmachen. Dem Fonds gehören alte Staatsanleihen im Nennwert von sieben Milliarden Euro. Die will er behalten. Schließlich hatte er beim Schuldenschnitt Anfang dieses Jahres schon viel Geld verloren."

Der Pensionsfonds will die Staatsanleihen behalten bis zu dem Datum, an dem sie fällig werden und dann die vollen sieben Milliarden kassieren, sich also nicht jetzt mit einem Drittel abspeisen lassen. In dem Falle würden Pensionäre und Rentner in Griechenland auf die Barrikaden gehen, denn dann würden ja ihre Pensionen aus diesem Fonds auch auf etwa ein Drittel sinken. Allerdings bleibt die Gefahr: Sollte Griechenland doch noch in die Pleite steuern, wären die gesamten sieben Milliarden weg.

Griechischer Schuldenrückkauf

Die Regierung in Athen will eigene Staatsanleihen zurückkaufen, um damit die überhöhte Schuldenquote zu drücken. Wie die zuständige Behörde PDMA mitteilte, wurden den Haltern verschiedener Staatspapiere mit langen Laufzeiten Angebote von 30,2 bis 40,1 Prozent des ursprünglichen Werts gemacht. Sie läuft als "modifizierte holländische Auktion": Wer am wenigsten für seine Anleihen verlangt, erhält am ehesten den Zuschlag. Die Offerte endete am 11. Dezember.

Hedgefonds könnten sogar Gewinne erzielen

Insgesamt sind noch alte griechische Staatsanleihen mit einem Nennwert von rund 60 Milliarden Euro im Umlauf. Etwa die Hälfte davon besitzen Banken und private Anleger im Ausland. Viele von denen haben diese Staatsanleihen erst vor kurzem gekauft, als die Preise dafür schon stark gesunken waren. Mancher Hedgefonds hat nur 17 oder sogar nur 15 Euro bezahlt für eine Staatsanleihe mit dem Nennwert von 100 Euro. Wenn diese Hedgefonds jetzt für den angebotenen Preis von 30 bis 40 Euro verkaufen, dann machen die einen satten Gewinn von 100 Prozent. "Das ist wie eine Belohnung für diejenigen, die mit den griechischen Schulden gezockt haben", sagt Yannis Monogios und warnt: "Wenn man so etwas jetzt tut, und irgendwann kommt dann mal Portugal in dieselbe Situation oder Irland - was will man dann tun? Die Zocker noch reicher werden lassen?"

Thomas Bormann, T. Bormann, ARD Istanbul, 03.12.2012 17:42 Uhr

Die Vorgabe der Eurogruppe heißt Schuldenabbau

Aber derlei Bedenken haben die Finanzminister der Euro-Länder jetzt erst einmal beseite geschoben. Der Zweck heiligt hier offenbar die Mittel: Die griechischen Staatsschulden sollen unbedingt sinken. Und dazu muss dieses Rückkauf-Programm gelingen. Bis zum Freitag dieser Woche müssen sich die Besitzer der alten Staatsanleihen melden, ob sie ihre Papiere verkaufen oder nicht. Damit der Plan aufgeht, muss etwa die Hälfte der Anleger zum Verkauf bereit sein. Dann wäre das Ziel erreicht und der griechische Schuldenberg wäre auf einen Schlag um 20 Milliarden Euro gesenkt - von jetzt 300 Milliarden auf 280 Milliarden.

Das klingt nach einem kleinen Schritt, aber es ist der erste Schritt. Und nur wenn dieser erste Schritt gelingt, sind die anderen Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds zu weiteren Hilfen für Griechenland bereit. Im Finanzministerium in Athen wartet man also bis Freitagabend ungeduldig, ob sich die Anleger jetzt melden.