Erneuter Protest gegen Sparpolitik Griechen streiken gegen Troika-Auflagen

Stand: 06.11.2013 13:34 Uhr

Vertreter der Troika sind zurzeit in Athen, um zu kontrollieren, ob die Regierung die Sparvorgaben umsetzt. Eine der Forderungen: Bis Ende des Jahres müssen 4000 Beamte entlassen sein. Griechenlandweit wird seit dem Morgen dagegen gestreikt.

"Schämt euch, ihr Streikbrecher", rufen Dutzende Frauen vor dem Finanzministerium in Athen. Dort sitzen tatsächlich einige Beamte an ihren Schreibtischen, nicht alle beteiligen sich am Streik. Die einen meinen, das bringe ohnehin nichts. Die anderen können nicht auf ihren Lohn verzichten. Wer aber streikt, bekommt einen Tagessatz seines Gehaltes abgezogen.

Anastasia Nomikou lässt all die Argumente der Streikbrecher nicht gelten und fordert, alle müssten raus auf die Straße und sich gegen die Entlassungen wehren - schließlich habe es einige schon getroffen: "Sie haben 595 Putzfrauen rausgeschmissen. Viele von uns haben Jahrzehnte lang gearbeitet und jetzt feuern die uns einfach - ohne mit der Wimper zu zucken."

Thomas Bormann, T. Bormann, ARD Istanbul zzt. Athen, 06.11.2013 12:45 Uhr

"Entlassungen müssen auf dem Papier bleiben"

Lehrer, Krankenhausärzte, Rathaus-Angestellte, Hafenarbeiter - Tausende von ihnen streiken seit dem Morgen: "Die Entlassungen müssen auf dem Papier bleiben, sie dürfen nicht umgesetzt werden", rufen die Demonstranten in Athen. Die Wut der Streikenden richtet sich nicht nur gegen die griechische Regierung, sondern vor allem gegen die Troika, deren Kontrolleure seit Dienstag in Athen sind.

Sie überprüfen, inwieweit sich Griechenland an die Sparauflagen hält. Zu diesen Auflagen zählt, dass die griechische Regierung noch in diesem Jahr 4000 Staatsbedienstete entlassen muss. Bislang wurden aber erst etwas mehr als 2000 entlassen. Die Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds verlangt aber, sämtliche Sparvorgaben vollständig umzusetzen, auch die geplanten Entlassungen, das heißt: 4000 in diesem Jahr, und noch einmal 15.000 im kommenden Jahr. Nur so werde Griechenland seine Finanzprobleme in den Griff bekommen.

Wut richtet sich auch gegen Merkel

Diese Forderung stößt auf heftigen Widerstand. Als die Troika-Kontrolleure am Abend ins griechische Finanzministerium eilten, schrie eine Frau, die am Rande protestierte: "Raus mit den Deutschen und Frau Merkel." Aus Sicht dieser wütenden Demonstrantin hat die Troika vor allem ein Gesicht - das der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für viele Griechen ist die Kanzlerin hauptverantwortlich für die harte Sparpolitik, damit auch hauptverantwortlich für die hohe Arbeitslosigkeit und die wachsende Not in Griechenland.

Die griechische Regierung will trotzdem auf Sparkurs bleiben und gibt sich optimistisch, dass die griechische Wirtschaft ab dem kommenden Jahr wieder wachsen wird. Eines stellte Ministerpräsident Antonis Samaras gegenüber den Kontrolleuren der Troika aber auch klar: Weitere Lohn- und Rentenkürzungen könne es nicht geben, das griechische Volk habe schon genug Opfer erbracht.