Prognose des Weltverbandes IATA Europas Fluglinien drohen hohe Verluste

Stand: 07.12.2011 13:42 Uhr

Der Weltluftfahrtverband IATA hat die europäischen Fluggesellschaften vor einem verlustreichen Jahr 2012 gewarnt. 600 Millionen Dollar Minus seien mindestens zu erwarten. Ohne Lösung der Schuldenkrise drohe Europas Fluglinien sogar ein Verlust von 4,4 Milliarden Dollar.

Die Schuldenkrise in der Eurozone und die schwächelnde Konjunktur verhageln den Fluggesellschaften weltweit die Bilanzen. Am schlimmsten werde es im kommenden Jahr die europäischen Anbieter treffen, prognostizierte der Weltluftfahrtverband IATA. Sie müssten 2012 mit einem Verlust von 600 Millionen Dollar rechnen.

Noch weitaus dramatischer werde sich die Lage entwickeln, falls es den europäischen Regierungen nicht gelinge, die Schuldenkrise zu lösen. Sollte es in der Folge zu einer Bankenkrise und dann zu einer Wirtschaftskrise kommen, käme auf die europäischen Fluggesellschaften ein Verlust von 4,4 Milliarden Dollar zu. "In diesem Szenario würde das Passagierwachstum zum Erliegen kommen und das Frachtaufkommen um 4,7 Prozent schrumpfen", so die Prognose.

Schuldenkrise große Gefahr

Weltweit drohe der Branche in diesem Fall einer Zuspitzung der Krise sogar ein Minus von 8,3 Milliarden Dollar, warnte der Verband. "Das wäre der größte Verlust seit der Finanzkrise 2008", sagte IATA-Generaldirektor Tony Tyler. Die größte Gefahr für die Geschäfte der Luftverkehrsunternehmen gehe von möglichen wirtschaftlichen Turbulenzen infolge einer ungelösten Schuldenkrise in der Eurozone aus, betonte er. Keine Region werde sich einer solchen Krise entziehen können.

Auch wenn das Problem in der Eurozone gelöst werden sollte, geht die IATA-Prognose davon aus, dass die weltweiten Gewinne der Branche im kommenden Jahr deutlich sinken werden. Die Passagierzahlen steigen demnach zwar um voraussichtlich vier Prozent. Im Frachtgeschäft sei aber eine Stagnation zu erwartet. Unter dem Strich können die Fluglinien in diesem Szenario 2012 mit einem Plus von 3,5 Milliarden Dollar rechnen - das wäre nur noch die Hälfte der Gewinne in Höhe von 6,9 Milliarden Dollar, die im laufenden Jahr erwartet werden.

Amerikaner und Asiaten machen Gewinne

Außer den Europäern steuern laut der Prognose nur afrikanische Fluglinien im kommenden Jahr auf einen Verlust zu. In allen anderen Regionen könnten die Unternehmen mit Gewinnen rechnen, falls die Schuldenkrise gelöst werde, erklärte der Branchenverband. Die hohe Nachfrage in China lasse die Kassen der asiatischen Fluggesellschaften klingeln - sie dürften 2012 demnach 2,1 Milliarden Dollar verdienen. Nordamerikanische Fluggesellschaften werden der Prognose zufolge einen Überschuss von 1,7 Milliarden Dollar erwirtschaften.

Bislang hatte die Luftfahrtbranche ihre Aussichten trotz der Schuldenkrise vergleichsweise optimistisch beurteilt. Die Flugzeughersteller Airbus und Boeing fuhren ihre Produktion auf Rekordniveau hoch und reagierten damit auf die hohe Nachfrage nach spritsparenden Flugzeugen. Der Branchenverband erklärte nun aber in seiner neuen Prognose, er könne die zunehmenden wirtschaftlichen Risiken nicht ignorieren. "Der Wirtschaftsabschwung wird die Billigflieger im kommenden Jahr ebenso treffen wie die klassischen Linienfluggesellschaften", sagte IATA-Chefökonom Brian Pearce.

IATA repräsentiert rund 240 Fluggesellschaften, unter anderem die Lufthansa oder Air France KLM.