Passagiere stehen vor dem Logo von Air Berlin
FAQ

Fragen und Antworten Wie geht es weiter für Kunden von Air Berlin?

Stand: 12.10.2017 19:37 Uhr

Die Lufthansa übernimmt große Teile von Air Berlin. Das wird jedoch nicht verhindern, dass viele gebuchte Tickets wertlos werden. Warum das so ist - und welche Folgen es sonst noch gibt im Überblick.

Von Hendrik Buhrs und Christian Feld, WDR

Welche Air-Berlin-Maschinen werden noch fliegen?

Mehr als 200.000 Tickets sind von Streichungen betroffen. Nach dem 15. Oktober heben keine Langstreckenflüge mehr ab. Die letzten Maschinen mit einer Air-Berlin-Flugnummer (AB) starten Ende Oktober. Tickets für spätere Flüge verlieren ihre Gültigkeit. Flugscheine der nicht insolventen Tochterfirma Niki kann man hingegen weiter nutzen.

Eine Maschine der Fluggesellschaft ''Niki''

Tickets der Air-Berlin-Tochter Niki bleiben gültig.

Gibt es Entschädigung, wenn ein Air-Berlin-Flug nicht mehr stattfindet?

Die meisten Tickets sind leider nicht das Papier wert, auf dem sie ausgedruckt sind. Das entscheidende Datum ist der 15. August. Da wurde die Insolvenz angemeldet. Alle Einnahmen aus Tickets, die vorher gekauft wurden - das sind eben die meisten - wandern in einen großen Topf. Aus dem wollen aber auch die Banken Geld herausholen, ebenso die Lieferanten und alle anderen Geschäftspartner von Air Berlin. Vielleicht bekommt man in ein paar Jahren per Post einen Scheck über ein paar Euro, obwohl die Reise hundert Euro gekostet hat. Die Aussichten sind also sehr schlecht. Wer nach dem 15. August Flüge gebucht hat, der kriegt eine Rückzahlung - und das sicher auch deutlich schneller - weil das Geld auf einem Sonderkonto geparkt ist.

Anders ist die Situation bei Pauschalreisen mit Übernachtung. Sollte hier ein Flug mit Air Berlin zum Paket gehören, dann muss der Reiseveranstalter für Ersatz sorgen oder die Flüge erstatten. Das gilt allerdings nicht für Anbieter, die lediglich einzelne Flugtickets vermitteln.

Springt die Lufthansa ein?

Lufthansa-Chef Carsten Spohr spricht davon, im Ausland gestrandeten Passagieren Angebote zu einem "fairen Preis" zu machen, wenn das Unternehmen "die Kapazitäten dafür" habe. Kapazität - also genug freie Plätze - die sind bei einem großen Konzern theoretisch da. Was das in der Praxis jedoch bedeutet, ist noch offen. Ebenso unklar ist, wie hoch dieser "faire Preis" sein wird.

Carsten Spohr

Lufthansa-Chef Spohr will gestrandeten Passagieren ein faires Angebot machen.

Für Air-Berlin-Kunden, deren Flug gestrichen wurde, wäre es sicher am einfachsten, wenn die Lufthansa die bereits gezahlten Tickets ohne Aufpreis akzeptierte. Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV), plädiert im "Tagesspiegel" für diese Lösung: "Rechtlich ist die Lufthansa wegen des Insolvenzverfahrens dazu wohl nicht verpflichtet, aber es wäre eine sehr freundliche und kulante Geste."

Es gibt keinen Automatismus, dass die Lufthansa oder ein anderer Käufer alte Air-Berlin-Tickets einfach übernimmt. Anders ist die Situation bei der Air-Berlin-Tochter Niki. Die ist nicht insolvent und soll von der Lufthansa vollständig übernommen werden - alle Flüge sollten wie geplant stattfinden.

Wird Fliegen jetzt teurer, weil ein Anbieter wegfällt?

Zumindest wirbelt das Aus von Air-Berlin den Flugsektor stark durcheinander. Ob Tickets in Zukunft teurer werden, hängt sehr von der konkreten Strecke ab. Wo Air Berlin als Konkurrenz verschwindet, werden die übrigen Fluglinien erstmal prüfen, wie hoch sie mit dem Preis gehen können. Ein Beispiel: Die Insel Madeira. Wenn Air Berlin auf Flügen dorthin in Zukunft als Anbieter wegfällt, dürfte es teurer werden. Bei Flügen nach Innsbruck in Österreich hatte der Markteintritt von Air Berlin damals die Preise gedrückt.

Auf beliebten Strecken wird es preiswert bleiben: Mallorca, London, Barcelona. Das gilt auch für Ziele in Deutschland, zu denen Bahnstrecken gut ausgebaut sind, wie etwa die Strecken Köln- Berlin oder München-Berlin. Selbst wenn nur Lufthansa oder ihre Tochter Eurowings die Strecke fliegen, bleibt als Konkurrenz die Bahn. Und die könnte mit ihren Sparpreisen einige Kunden aus der Kabine in ein Zugabteil locken.

Lufthansa-Chef Spohr geht von weiter sinkenden Preisen aus. "Denn der Wettbewerb wird sich in Europa und auch weltweit verschärfen", sagte er der "Rheinischen Post". Im Konzern werde man sich mit der Tochter Eurowings selbst Konkurrenz machen. Der Kartellrechtler Daniel Zimmer, ehemaliger Chef der Monopolkommission, bezweifelt das: "Niemand in der Geschäftsleitung eines Konzerns wird dafür sorgen, dass sich die verschiedenen Unternehmen eines Konzerns gegenseitig so viel Konkurrenz machen, wie es bisher zwischen Air Berlin und Lufthansa der Fall gewesen ist."

Die Kartellbehörden werden sich die Situation also genau anschauen: Wird der Wettbewerb aus ihrer Sicht zu stark eingeschränkt, können sie Einspruch einlegen und Fluglinien zwingen, manche Strecken an Konkurrenten abzugeben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Oktober 2017 um 06:52 Uhr und B5 Radio am 12. Oktober 2017 um 13:38 Uhr.