Entscheidung der EZB EZB verlängert Anleihe-Programm

Stand: 03.12.2015 15:41 Uhr

Die Europäische Zentralbank pumpt noch länger frisches Geld in den Markt. EZB-Chef Draghi verlängert das umstrittene Programm zum Kauf von Staatsanleihen um sechs Monate. Bis März 2017 will er dafür jeden Monat 60 Milliarden Euro ausgeben.

Die Inflation in der Eurozone ist immer noch am Boden. Alle Versuche der europäischen Zentralbank, sie mit einer Geldschwemme nach oben zu drücken haben nicht gefruchtet. Jetzt kündigte EZB-Präsident Draghi an, dass er sein umstrittenes Milliardenprogramm zum Kauf von Staatsanleihen um ein halbes Jahr verlängern wird.

Bis mindestens Ende März 2017 sollen monatlich 60 Milliarden Euro in den Markt fließen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Sitz der EZB in Frankfurt am Main. Notfalls könne das Programm auch danach noch weiterlaufen, sollte die derzeit extrem niedrige Inflation sich bis dahin nicht in Richtung des EZB-Ziels von knapp unter 2,0 Prozent bewegt haben.

Inflation kaum in Bewegung

Die Inflation im Euroraum ist seit Monaten im Keller - trotz der Geldschwemme der EZB. Im November waren die Preise in der Eurozone nur um 0,1 Prozent gestiegen. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur, weil Unternehmen und Verbraucher in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise Investitionen aufschieben könnten.

Umstrittenes Kaufprogramm

Seit März kauft die EZB jeden Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Umfang von 60 Milliarden Euro, um die Konjunktur und Preise anschieben. Denn das frische Geld kommt im Idealfall über Banken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Bis Ende des vergangenen Monats hat die EZB dafür schon knapp 446 Milliarden Euro ausgegeben.

Die Wirkung von Draghis Einkaufstour ist unter Volkswirten und Notenbankern umstritten. Extrem viel billiges Zentralbankgeld ist im Umlauf, die Zinsen sind weiterhin historisch niedrig.

EZB-Chef Mario Draghi

EZB-Chef Mario Draghi will weiter in großem Stil Staatsanleihen kaufen

Höherer Strafzins für Banken

So hatte die EZB zuvor bekanntgegeben, dass sie den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent belässt, gleichzeitig den Strafzins für Geschäftsbanken erhöht. So müssen Banken nun 0,3 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken.

Den Leitzins, zu dem sich Banken Geld bei der Zentralbank leihen können, beließ die EZB hingegen bei 0,05 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit September 2014. Damit bleibt Zentralbankgeld für Geschäftsbanken extrem günstig. Anders als in den USA sind steigende Zinsen im Euroraum absehbar nicht in Sicht.

Der Finanzmarktexperte Max Otte kritisiert die Politik der EZB als nicht nachhaltig. So verschaffe man sich mit den Strafzinsen zwar Zeit. Erforderlich seien aber echte nachhaltige Bemühungen, weltweit die Schuldenberge abzubauen.