Brüssel fürchtet dramatische Folgen Grenzkontrollen könnten 18 Milliarden Euro kosten

Stand: 03.03.2016 08:45 Uhr

Einschränkungen beim Güterverkehr, für Arbeitnehmer und den Tourismus: Die EU-Kommisson befürchtet offenbar verheerende wirtschaftliche Folgen, sollten in Europa wieder dauerhaft die Grenzen kontrolliert werden. Laut einem Medienbericht rechnet Brüssel mit Kosten von 18 Milliarden Euro - pro Jahr.

Die EU-Kommission befürchtet offenbar bei langfristigen Grenzkontrollen in Europa dramatische Folgen. "Die Wiedereinführung von Grenzkontrollen würde gewaltige ökonomische, politische und soziale Kosten nach sich ziehen", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Entwurf für eine Kommissionsstrategie zur Rettung des Schengen-Raumes.

Güterverkehr besonders betroffen

Brüssel rechnet demnach mit einer Belastung der europäischen Wirtschaft von bis zu 18 Milliarden Euro pro Jahr. Das entspräche bis zu 0,13 Prozent der Wirtschaftsleistung im Schengen-Gebiet. Am stärksten würden die Grenzkontrollen den Güterverkehr auf der Straße betreffen. Allerdings stehen dort nicht nur Lkw im Stau, sondern auch 1,7 Millionen Arbeitnehmer, die täglich innerhalb der EU über Grenzen zur Arbeit fahren.

Nach Berechnungen der Brüsseler Behörde kämen auf die Unternehmen, die diese Menschen beschäftigen, Kosten zwischen 2,5 und 4,5 Milliarden Euro zu, schreibt die "SZ" - wegen der Wartezeit an den Grenzen. Auch der Tourismus würde leiden. Der EU-Kommission zufolge würden weitaus weniger Besucher nach Europa kommen. 13 Millionen Übernachtungen gingen dadurch verloren, ein Milliardenverlust für die europäische Tourismusindustrie.

Außerdem gebe es noch administrative Kosten von mindestens einer Milliarde Euro. Denn wer Kontrollen einführt, braucht mehr Polizei und Zollbeamte. Zudem müssten auch Grenzposten errichtet werden. Das würde weitere Milliarden kosten, wie die EU-Kommission demnach schreibt.

Notfallplan für den Schengenraum

Der Zeitung zufolge skizzierte die Brüsseler Behörde einen Fahrplan (Roadmap), um den Schengen-Raum in der Flüchtlingskrise wieder voll funktionstüchtig zu machen. Als erstes solle Griechenland mit der Grenzschutzagentur Frontex geholfen werden, die EU-Außengrenzen zu sichern. Spätestens Mitte Mai solle Athen über die Fortschritte berichten. Im Herbst solle dann die neue europäische Grenz- und Küstenwache einsatzbereit sein. Bis Ende des Jahres sollten dann alle Grenzkontrollen im Schengen-Raum wieder aufgehoben sein.

Sebastian Schöbel, S. Schöbel, ARD Brüssel, 03.03.2016 10:16 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 04. März 2016 um 20:00 Uhr.