DIW und IWH senken Konjunkturerwartungen "Die Früchte sind aufgezehrt"

Stand: 17.03.2009 12:30 Uhr

Die Talfahrt der deutschen Wirtschaft beschleunigt sich laut Forschern. Das DIW erwartet im laufenden Quartal ein Minus von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das IWH aus Halle befürchtet für 2009 nun sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 4,8 Prozent.

Ungeachtet der Hoffnungen auf ein Ende der Talfahrt erwarten führende Wirtschaftsforscher, dass die Konjunktur zunächst weiter einbricht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht in seinem neuen Konjunkturbarometer davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland von Januar bis März um 2,2 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2008 schrumpfen wird. Für das laufende Jahr rechnet das DIW mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um drei bis vier Prozent. "Ein Großteil der materiellen Früchte des letzten Aufschwungs ist damit wieder aufgezehrt", sagte DIW-Experte Stefan Kooths.

IWH erwartet Konjunktureinbruch um 4,8 Prozent

Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) senkte seine Konjunkturprognose für das laufende Jahr sogar auf ein Minus von 4,8 Prozent gegenüber 2008. Das wäre der stärkste Einbruch seit Gründung der Bundesrepublik. Bislang waren die Forscher von einem Rückgang um 1,9 Prozent ausgegangen. "Die Weltwirtschaft befindet sich gegenwärtig in ihrer tiefsten Konjunkturkrise seit der Großen Depression im vergangenen Jahrhundert", schrieben die Forscher.

Der Einbruch des Welthandels sei stärker als bislang erwartet, teilte das IWH mit. Dies treffe die exportorientierte deutsche Wirtschaft empfindlich. Wegen der Nachfrageflaute würden die Firmen ihre Ausgaben einschränken und etwa 14 Prozent weniger in Maschinen und Anlagen investieren. Die Exporte dürften demnach sogar um 18 Prozent einbrechen. "Der auf Investitionsgüter ausgerichtete Handel bekommt die ganze Wucht vom weltweiten Abbruch des langjährigen Globalisierungsbooms zu spüren", teilten die Forscher mit.

Laut DIW wirkte sich die Rezession zu Jahresbeginn am stärksten in der exportabhängigen Investitionsgüterindustrie aus. Die Kapazitätsauslastung liege mit knapp 77 Prozent um zehn Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahre. Zu den Verlierern im Abschwung gehöre neben dem produzierenden Gewerbe auch die Baubranche. Hier stünden die Zeichen nach einer leichten Erholung wieder auf Rezession.

Der neue Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, geht von einer Stabilisierung der Wirtschaft ab Mitte des Jahres aus. "Ich halte es für möglich, dass die Abwärtsbewegung der Konjunktur im Sommer zum Stillstand kommt", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Im kommenden Jahr sei mit einer moderaten Erholung zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2009 erwartet Franz einen Rückgang der Wirtschaftsleistung zwischen drei und vier Prozent. Besonders die ersten Monate des Jahres seien ähnlich schlecht gewesen wie das vierte Quartal 2008, als das Bruttoinlandsprodukt um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft war.