Der Hochgeschwindigkeitszug ICE
FAQ

Deutsche Bahn Zehn Prozent auf alles?

Stand: 10.01.2020 13:04 Uhr

Seit Neujahr können Bahnkunden günstigere Tickets für den Fernverkehr buchen. Der Konzern senkt die Preise um zehn Prozent. Für alle Tickets? Und was hat das Klimapaket damit zu tun - hier die Antworten.

Jahrelang schimpften Bahnkunden über stetig teurer werdende Tickets der Deutschen Bahn. Andere nahmen gleich das Auto oder entschieden sich für das Flugzeug. Das soll im neuen Jahr anders werden. Zum 1. Januar hat der Konzern die Preise im Fernverkehr um zehn Prozent gesenkt. Auf diese Weise sollen mehr Menschen mit der Bahn reisen und das Klima geschont werden.

Welche Tickets werden günstiger?

Die Fahrpreissenkung betrifft sämtliche Fahrten im Fernverkehr. Sie beziehen sich nicht nur auf die gewöhnlichen Tickets, sondern auch auf Sparpreise und Zusatzkarten, etwa für Fahrräder. Im Nahverkehr hingegen sind die Preise zum Fahrplanwechsel um durchschnittlich 1,7 Prozent gestiegen, Verbundtarife erhöhten sich teils noch stärker. 

Verkehrsminister Scheuer (links) und Bahnchef Lutz präsentieren werbewirksam die günstigeren Ticketpreise zum 1. Januar.

Verkehrsminister Scheuer (links) und Bahnchef Lutz präsentieren werbewirksam die günstigeren Ticketpreise zum 1. Januar.

Was ist mit der Bahncard?

Gleich zu Beginn stand fest: Zum 1. Januar wird auch die Bahncard 100 um zehn Prozent günstiger. Über die Bahncards 50 und 25, mit denen Kunden bei Fahrkarten die Hälfte beziehungsweise ein Viertel des Preises sparen, wurde allerdings noch verhandelt. Inzwischen haben sich Bund und Länder aber geeinigt: Die Mehrwertsteuer-Senkung gilt auch für diese Bahncards. Die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf die Bahncards "geben wir eins zu eins weiter", sagte der Vorstand des DB-Personenverkehrs, Berthold Huber. Die günstigere Variante soll es den Angaben zufolge für alle Karten geben, deren erster Geltungstag der 1. Februar 2020 oder später ist.

Ab wann kann man die günstigeren Tickets buchen?

Laut Bahn können Kunden die günstigeren Tickets ab dem 1. Januar um 5 Uhr morgens online und zu den regulären Öffnungszeiten in den Reisezentren kaufen. Grund dafür ist demnach, dass die technische Umstellung der Buchungs-Systeme einige Stunden dauert. Mit den Arbeiten konnte das Unternehmens aufgrund des Bahnverkehrs an Silvester erst so spät wie möglich beginnen. Wer schon davor ein Ticket für eine Fahrt im Jahr 2020 gekauft hat, der zahlte noch den alten, teureren Preis. Erstatten lässt sich diese Differenz nicht.

Warum werden die Tickets jetzt günstiger?

Grund ist die neue Klimapolitik der Bundesregierung. Konkret: das Klimapaket der Koalition. Damit mehr Menschen mit der Bahn fahren statt mit dem klimaschädlicheren Auto oder dem Flugzeug reisen, hat die Bundesregierung eine reduzierte Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent für Fernverkehrstickets beschlossen. Diese will die Bahn vollständig an die Kunden weiterreichen.

Der bundeseigene Konzern rechnet allein durch die Absenkung der Mehrwertsteuer mit einem jährlichen Plus von mindestens fünf Millionen Fahrgästen. Damit die Bahn das möglichst chaosfrei bewältigen kann, braucht es jedoch auch mehr Züge, eine engere Taktung und einen Ausbau des Streckennetzes. Bis 2030 peilt die Bahn den "Deutschlandtakt" an. Für all das erhält die Bahn mehr Geld vom Staat. Mehr als zwölf Milliarden Euro will der Konzern in den kommenden Jahren in den Ausbau und die Modernisierung der Fahrzeugflotte investieren. Damit sollen die Kapazitäten erhöht und Probleme bei der Pünktlichkeit der Züge und den Engpässen im Netz gemildert werden.

Wie ergibt sich die Preissenkung?

Eine um zwölf Prozentpunkte gesenkte Mehrwertsteuer ergibt eine Fahrpreisreduzierung von zehn Prozent. Ein Rechenbeispiel: Eine 100-Euro-Fahrkarte kostet mit 19 Prozent Mehrwertsteuer 119 Euro. Mit sieben Prozent Steuer werden es 107 Euro sein. Differenz: Zwölf Euro. Das sind nahezu jene zehn Prozent von 119 Euro.

Gilt die niedrigere Mehrwertsteuer nur für die Bahn?

Sie gilt für alle Anbieter im Schienen-Fernverkehr, der aber zu 99 Prozent von der Deutschen Bahn kontrolliert wird. Ausgenommen vom Mehrwertsteuerpaket sind Fernbusse. Vor allem das größte Fernbus-Unternehmen in Deutschland, Flixmobility mit seiner Marke Flixbus, kritisiert das. Das Unternehmen sieht sich vor allem auf den Nebenstrecken bedroht, wo die Sparpreise der Bahn durchaus mit denen des Bus-Unternehmens mithalten können. Flixbus kündigte deshalb an, gegen die Mehrwertsteuersenkung zu klagen.

Und was ist mit Bundeswehrsoldaten?

Bundeswehrsoldaten können ab Anfang Januar alle Züge der Deutschen Bahn kostenfrei für dienstliche und private Fahrten nutzen - sofern sie Uniform tragen. Das hat allerdings nichts mit der Klimapolitik zu tun. Vielmehr geht es hier um eine Vereinbarung zwischen dem Verteidigungsministerium und der Deutschen Bahn. Die Regelung gilt sowohl für den Fernverkehr als auch für die Regionalzüge der Bahn. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will so auch die Bundeswehr im öffentlichen Leben präsenter machen. Soldaten können die Fahrten über ein eigenes Portal buchen und mit einer digitalen Berechtigung ein Ticket lösen. Im Zug müssen sie dann eine Uniform tragen und auch den Truppenausweis vorzeigen. Die Bahn erhält einen Pauschalbetrag von zunächst grob kalkulierten vier Millionen Euro pro Jahr.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 13. Dezember 2019 um 06:10 Uhr.