Gespräche über Umschuldung gescheitert Chrysler meldet Insolvenz an

Stand: 30.04.2009 15:09 Uhr

Der US-Autobauer Chrysler ist insolvent. Das teilte die US-Regierung mit. Zuvor waren Verhandlungen mit den Gläubigern über einen Schuldenerlass geplatzt. Die Beschäftigten hatten zuvor bereits Lohnkürzungen zugestimmt. Von der Regierung erhielt Chrysler Milliardenhilfen

Der US-Autobauer Chrysler hat laut Weißem Haus Insolvenz angemeldet. Zuvor waren offenbar Verhandlungen mit den Gläubigern des Unternehmens über einen Schuldenerlass geplatzt.

Das Insolvenzverfahren nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts soll nach bisherigen Plänen den Weg für einen rettenden Einstieg des italienischen Autobauers Fiat ebnen. Dabei könnte Chrysler den normalen Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten und Gläubigerschutz beantragen. Fiat ist die letzte Hoffnung für Chrysler: Ein Fiat-Einstieg ist Bedingung der US-Regierung für Staatshilfen und ein Kernstück des Sanierungsplans.

Zugleich gab es aus Italien widersprüchliche Angaben darüber, ob Fiat bereits eine Vereinbarung mit Chrysler unterzeichnet hat. Fiat zeigte sich zwar bereit, bei der maroden Ex-Daimler-Tochter mit bis zu 35 Prozent einzusteigen - die Italiener wollen dabei aber kein Geld investieren.

Die Regierung gehe davon aus, Chrysler schnell durch eine Insolvenz bringen zu können, berichtete das "Wall Street Journal". Allerdings könnten die Gläubiger ein schnelles Verfahren behindern.

Zähe Verhandlungen mit Gläubigern

Zuvor hatten US-Medien von zähen Verhandlungen bis zum späten Mittwochabend zwischen US-Finanzministerium und Chrysler-Gläubigern über eine Umschuldung berichtet. Dabei habe der Staat sein Angebot an die Gläubiger noch einmal aufgestockt: Statt zwei Milliarden sollten die mehr als 40 Hedgefonds nun 2,25 Milliarden Dollar erhalten, damit sie im Gegenzug auf ihre Forderungen in Höhe von 6,9 Milliarden Dollar verzichten. Die großen Gläubiger waren nach Medieninformationen zu dem Deal bereit. Er sei aber am Widerstand vor allem der Hedgefonds gescheitert.

Chrysler hatte bis heute Zeit, der US-Regierung ein neues Sanierungskonzept vorzulegen. Auf dieser Grundlage sollte über weitere staatliche Hilfen entschieden werden. Die Regierung hatte Chrysler eine Reihe von Bedingungen gestellt. Dazu gehörte auch die - jetzt gescheiterte - Einigung mit den Gläubigern und eine Vereinbarung mit der Autogewerkschaft über Kostensenkungen.

Arbeiter stimmen Kürzungen zu

Noch am Mittwoch hatten die Arbeiter von Chrysler weit reichenden Lohnkürzungen zugestimmt, um die Produktionskosten zu drücken. Nach Angaben der Autogewerkschaft UAW wurde die Vereinbarung in einer Urabstimmung von mehr als 80 Prozent der Beschäftigten angenommen. Sie sieht unter anderem Kürzungen bei den Zuzahlungen zur Krankenversicherung, einen Verzicht auf die an die Lebenshaltungskosten gebundenen Lohnerhöhungen sowie Einschränkungen beim Streikrecht vor. UAW-Chef Ron Gettelfinger bezeichnete die Kürzungen als "schmerzhaft", aber unvermeidbar.

Milliardenhilfe durch die US-Regierung

Die US-Regierung hatte Chrysler in den vergangenen Monaten mehrere Milliarden Dollar als Überbrückungskredit zur Verfügung gestellt. Weiterhin unklar ist das Schicksal des Autokonzerns General Motors: Auch diesem Konzern hat die Regierung eine Frist für die Vorlage eines Sanierungskonzepts gesetzt, die allerdings erst Ende Mai ausläuft. Der dritte der drei großen US-Autokonzerne, Ford, kann nach eigenen Angaben ohne staatliche Hilfen über die Runden kommen.