Oktober 2009 Für Quelle kommt das endgültige Aus

Stand: 30.10.2009 17:40 Uhr

Der Bund drängt bei der Hypo Real Estate die letzten Kleinaktionäre aus dem Unternehmen. Die Immobilienbank wird vollständig verstaatlicht. Die restlichen Anteilseigner erhalten eine Zwangsabfindung. Der IWF sieht unterdessen bessere Perspektiven für die wirtschaftliche Erholung.

1. Oktober 2009: Der IWF verbessert seine Prognose für Deutschland: Für das laufende Jahr geht er von einem Minus von 5,3 Prozent und für 2010 von einem leichten Wachstum in Höhe von 0,3 Prozent aus.

02. Oktober 2009: Die US-Arbeitslosigkeit steigt infolge der Wirtschaftskrise auf den höchsten Stand seit 1983.

05. Oktober 2009: Bei der Hauptversammlung der Hypo Real Estate wird die vollständige Verstaatlichung beschlossen. Die verbliebenen Kleinaktionäre erhalten eine Zwangsabfindung. Die HRE kündigt zugleich einen Bedarf von weiteren sieben Milliarden Euro Staatshilfe an.

06. Oktober 2009: IWF-Chef Strauss-Kahn fordert bei der gemeinsamen Jahrestagung seiner Organisation mit der Weltbank mehr Macht für den IWF, um die Finanzmärkte zu stabilisieren.

08. Oktober 2009: Der weltgrößte Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck kündigt den Abbau von weiteren 1500 Stellen an. Inflationsangst und der schwache Dollar treiben den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch.

13. Oktober 2009: Die HSH Nordbank hat ein desaströses Milliardengeschäft offenbar teilweise vor der Finanzaufsicht BaFin verheimlicht. Der heutige Chef der Bank, Nonnenmacher, genehmigte den so genannten "Omega 55"-Deal, der seine Bank in die Krise stürzte. Die vollständige Verstaatlichung der Krisenbank Hypo Real Estate ist abgeschlossen: Die beschlossene Zwangsabfindung der letzten freien Aktionäre wurde ins Handelsregister eingetragen.

14. Oktober 2009: Der Aufsichtsratschef der HSH Nordbank, Kopper, nimmt den unter Druck geratenen Vorstandschef Nonnenmacher in Schutz: Nonnenmacher habe bei dem verlustreichen Milliardengeschäft in seiner damaligen Funktion "keine direkte Kreditverantwortung" gehabt. Nach Recherchen von NDR Info war der Aufsichtsrat aber durchaus über den Deal informiert - und damit auch die Vertreter der Anteilseigner, darunter die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Die Krise reißt ein Milliardenloch in die Sozialkassen: Zum Ende des ersten Halbjahrs 2009 erreichte das Defizit 9,2 Milliarden Euro. Am größte war das Minus bei der Arbeitsagentur. Der Chip-Riese Intel, der als Barometer für die gesamte Technologiebranche gilt, legt hoffnungsvolle Zahlen vor. Und auch der weltgrößte Chemiekonzern BASF behauptet sich in der Wirtschaftskrise besser als erwartet.

15. Oktober 2009: Führende Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten nach der schweren Krise eine schnellere Erholung als bislang. In ihrem Herbstgutachten rechnen sich im kommenden Jahr mit einem Wachstum von 1,2 Prozent. Aber was heißt das für die Firmen? Auf diese Frage antworten tagesschau.de fünf Firmenchefs mittelständischer Betriebe. Warum haben Wissenschaftler nicht langfristig vor der Krise gewarnt? Das haben viele, sagt der Publizist Frank zu tagesschau.de - nur wollte es keiner hören. Der Dow Jones knackte erstmals seit über einem Jahr wieder die Marke von 10.000 Punkten. Bei Goldman Sachs scheint die Krise endgültig überstanden: Die US-Investmentbank verdiente im dritten Quartal prächtig - und dürfte auch wieder Boni in Milliardenhöhe ausschütten.

16. Oktober 2009: Die Bundesregierung hebt ihre Wachstumsprognose an und teilt damit die Erwartungen der Forschungsinstitute aus deren Herbstgutachten. Auftragsflaute bei ThyssenKrupp - deshalb steigt jetzt ein Schiffsbauer aus Abu Dhabi bei der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss ein. Keine Spur dagegen bei Google und IBM: Beide Konzerne steigern ihre Gewinne im dritten Quartal. Dagegen schockiert die Bank of America mit hohen Verlusten. Um den Abgang von Bank-of-America-Chef Lewis gibt es Aufregung: Auf Gehalt und Boni wird er verzichten, dafür wartet ein Abfindungspaket auf ihn. Die Handy-Hersteller Nokia und Sony Ericsson kämpfen mit Verlusten: Nicht nur bricht ihnen die Nachfrage in der Krise weg, auch ächzen sie unter der Konkurrenz neuer Smartphones, allen voran dem iPhone.

17. Oktober 2009:"Bab" heißt es bei den US-Spitzenbanken wieder - "Bonusses are back". Die Institute planen laut "Wall Street Journal" für dieses Jahr fette Bonuszahlungen - möglicherweise sogar noch mehr als im Rekordjahr 2007.

19. Oktober 2009: Daimler meldet wieder Erfreuliches. Im dritten Quartal gab es einen Gewinn von 470 Millionen Euro - in allen drei vorangegangenen Vierteljahren hatte Daimler Verlust gemacht. Eine dramatische Meldung kommt hingegen am Abend: Quelle wird abgewickelt. Alle Rettungsversuche sind gescheitert, neue Investoren wird es nicht geben.

20. Oktober 2009: Von Quelle kommen weiter schlechte Nachrichten. Das Aus für das Versandhaus bedeutet auch das Aus für Tausende Arbeitsplätze. Der Versandhandel an sich ist aber wohl nicht in der Krise - die Konkurrenz freut sich schon auf die Quelle-Filetstücke.

21. Oktober 2009: Tag der Quartalszahlen - Deutsche Bank, Yahoo und US-Banken machen (wieder) Gewinne. Boeing hingegen kämpft weiter mit Problemen. Bei Quelle überwiegt die Sorge um die bald arbeitslosen Mitarbeiter - die Rückzahlung des 50-Millionen-Massekredits von Bund und einigen Ländern scheint da nicht mehr so dringend zu sein. Derweil erreicht der Euro erstmals seit August 2008 die Marke von 1,50 US-Dollar.

22. Oktober 2009: Dem wachsenden Unmut über hohe Managergehälter und Boni will US-Präsident Obama nun mit staatlichem Zwang begegnen - zumindest bei mit Staatsgeldern gestützten Unternehmen. Chinas Wirtschaft hat zu alter Stärke zurückgefunden und wächst im dritten Quartal um fast neun Prozent. Nach dem Aus für Quelle gibt es offenbar noch Hoffnung für dessen Eigenmarke Privileg. Das Statistische Bundesamt rechnet vor, dass die Stabilisierung des Finanzsektors den Bund im Jahr 2008 mehr als drei Milliarden Euro kostete. In Spanien trotzen die Gewerkschaften dem Investor Magna Zugeständnisse bei Opel ab: Weniger Jobabbau als geplant.

23. Oktober 2009: Die US-Regierung beschließt eine drastische Kürzung der Bezüge für die jeweils 25 bestbezahlten Manager der sieben Unternehmen, die zum Überleben Regierungskredite in Anspruch genommen haben.

24. Oktober 2009: 80. Jahrestag des großen Crahs 1929. In den USA steigt die Zahl der seit Jahresbeginn zusammengebrochenen Banken auf mehr als 100.

26. Oktober 2009: Der GfK-Konsumklimaindex sinkt erstmals seit einem Jahr. Bei Quelle beginnt die laut Arbeitsagentur "größte Entlassungswelle innerhalb einer Woche", die die Behörde je bearbeiten musste.

27. Oktober 2009: Die Sparkassen melden die Rückkehr des Sparbuchs in der Krise.

28. Oktober 2009: Trotz der Wirtschaftskrise stiegen laut Statistischem Bundesamt die Tarifgehälter deutlich an - die Erhöhungen kommen aber längst nicht bei allen an. Nach einer Studie des DGB war während der vergangenen zwölf Monate jeder neunte Beschäftigte von einem Arbeitsplatzverlust betroffen. Die Deutsche Bank übernimmt die durch Krise und Fehlinvestitionen angeschlagene Privatbank Sal. Oppenheim.

29. Oktober 2009: Trotz der Krise fällt die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt überraschend kräftig aus. Die US-Wirtschaft wächst erstmals seit einem Jahr wieder - das BIP legte im vergangenen Quartal um 3,5 Prozent zu.

30. Oktober 2009: EU-weit hinterlässt die Krise deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Laut Eurostat erreicht sie den höchsten Stand seit zehn Jahren.