Staatsfonds lehnt Beteiligung ab China erteilt Euro-Hilfe eine Absage

Stand: 12.12.2011 08:49 Uhr

China als Helfer in der Euro-Krise - diese Idee geisterte in den vergangenen Monaten immer wieder durch die Medien. Doch auch nach dem EU-Gipfel ist keine Unterstützung aus Peking für die Rettungsprogramme zu erwarten. Statt dessen wollen chinesische Fonds in Europa gezielt investieren.

Von Markus Rimmele, ARD-Hörfunkstudio Schanghai

Überschwang ist in Peking nach dem EU-Gipfel nicht zu spüren, aber doch eine gewisse Erleichterung, dass sich in Europa etwas bewegt hat. Das seien "wichtige Entscheidungen", hieß es aus dem Außenministerium. Und man glaube, Europa habe die Fähigkeit und Weisheit, seine Probleme zu lösen.

Ähnlich die Kommentare in den Staatsmedien und bei Akademikern. "Der EU-Gipfel gibt den globalen Finanzmärkten wieder Stabilität", sagt Zhang Haibing vom Schanghaier Institut für Internationale Studien. "Nach all den Problemen, die Europa bei der Krisenbekämpfung hatte, sendet dieser Gipfel ein sehr klares positives Signal aus. Das ist gut, denn ein instabiler Euro und ein schwacher europäischer Markt sind schlecht für die Handelsbeziehungen zwischen China und der EU."

Markus Rimmele, M. Rimmele, ARD Schanghai, 12.12.2011 08:09 Uhr

Verhaltene Zufriedenheit in China. Doch an Pekings Unwillen, sich an der Euro-Rettung zu beteiligen, dürfte sich durch den Gipfel nichts geändert haben. Mit dem Kauf von europäischen Staatsanleihen im großen Stil, einer Beteiligung am Rettungsschirm sollten die Europäer nach wie vor nicht rechnen. Im Gegenteil: Hier gab es in den letzten Tagen und Wochen unmissverständliche Absagen aus China, etwa vom chinesischen Staatsfonds CIC, der die Aufgabe hat, Chinas Devisen gewinnbringend anzulegen.

Der CIC-Aufsichtsratsvorsitzende Jin Liqun lehnt im TV-Sender Al Dschasira eine Euro-Hilfe ab: "Wenn sich andere Regierungen an uns wenden und sagen: 'Wir sind in Schwierigkeiten und brauchen Eure Ressourcen, helft uns.' Dann sagen wir: Wir treffen unsere Entscheidungen allein auf der Basis wirtschaftlicher Überlegungen. Denn unsere eigenen Leute würden uns andernfalls fragen: 'Seid Ihr sicher, dass Ihr für diese Investition auch eine faire Rendite bekommt? Unser Vermögen ist das Ergebnis der sehr harten Arbeit des chinesischen Volkes seit dem Beginn der Wirtschaftsreformen vor 30 Jahren.'"

Unternehmen im Visier

Dass Chinesen den um ein Vielfaches reicheren Europäern aus der Patsche helfen sollen, weil diese nicht haushalten können - diese Vorstellung ist sehr unpopulär in China. Zumal eine Investition im krisengeschüttelten Europa hoch riskant wäre. Helfen will China aber doch, allerdings auf weniger uneigennützige Art. Die Regierung will offenbar in die europäische Wirtschaft investieren, wo eine Rendite zu erwarten ist: Firmenaufkäufe, Unternehmensbeteiligungen, Infrastruktur.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ist ein neuer Fond mit einem Kapital von 300 Milliarden US-Dollar geplant. Dieses Geld solle in Projekte in den USA und Europa fließen. Klar ist: China hat kein Interesse an einer Verschärfung der Euro-Krise. Die eigene Wirtschaft würde stark darunter leiden. Die jüngsten Wirtschaftsdaten geben schon einmal einen Vorgeschmack. Die Industrieproduktion schrumpft wegen der schwachen Nachfrage aus Europa zum ersten Mal seit drei Jahren, und das Exportwachstum geht deutlich zurück.