Wie viel Wachstum braucht China? Die magische Zahl heißt 7,2 Prozent

Stand: 05.11.2013 14:54 Uhr

Wie viel Wachstum braucht China, um genügend Jobs zu schaffen - und damit die sozialen Spannungen unter Kontrolle zu halten? Seit Jahren spekulieren Ökonomen über diese Zahl, nun hat Premier Li Keqiang sie genannt: 7,2 Prozent müssen es mindestens sein.

China benötigt nach Regierungsangaben ein Wirtschaftswachstum von mindestens 7,2 Prozent für einen stabilen Arbeitsmarkt. Damit könnten jährlich zehn Millionen Jobs geschaffen und die Arbeitslosenquote in den großen Städten auf etwa vier Prozent beschränkt werden, sagte Premierminister Li Keqiang.

In China strömen Jahr für Jahr Millionen Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Städte. Die Machthaber in Peking streben darum traditionell ein hohes Wirtschaftswachstum an. Nur so werden genügend neue Arbeitsplätze geschaffen - und die Gefahr sozialer Unruhen verringert.

Der Boom ist vorerst vorüber

Hochrangige chinesische Politiker äußern sich allerdings nur sehr selten explizit zum Wechselspiel zwischen Wachstum und Beschäftigung. Das Statement Li Keqiangs, das in der Zeitung "Workers' Daily" veröffentlicht wurde, kommt darum überraschend.

Obwohl die Wirtschaft in China nicht mehr so stark boomt wie in den vergangen Jahren, dürfte die 7,2-Prozent-Marke auch in diesem Jahr übertroffen werden. Li bekräftigte die offizielle Prognose von 7,5 Prozent. Das wäre das schwächste Wachstum seit den späten 1980er-Jahren.

Konsumieren statt exportieren

Die Staatsführung sorgt sich vor allem um die Exportwirtschaft. Im September schrumpften die Ausfuhren überraschend um 0,3 Prozent, während Ökonomen ein Plus von sechs Prozent erwartet hatten. "Wenn die Ausfuhren stark zurückgehen, haben wir ein Beschäftigungsproblem", sagte Li. China macht vor allem die Krise in Europa zu schaffen. Hinzu kam zuletzt der inzwischen beigelegte Haushaltsstreit in den USA.

Lis Äußerungen gelten manchen Beobachtern als Signal: Am Wochenende kommt das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei zusammen, um über tief greifende Wirtschaftsreformen zu beraten. Erwartet wird, dass die Staatsführung in Zukunft sehr viel stärker auf den privaten Konsum setzen wird als bislang.