Tarifabschluss für 550.000 Beschäftigte Chemiebranche erhöht Löhne um 4,5 Prozent

Stand: 24.05.2012 15:57 Uhr

Wenige Tage nach der Metall- und Elektroindustrie ist auch der Tarifkonflikt in der Chemieindustrie beigelegt. Die 550.000 Beschäftigten der Branche bekommen ab Sommer 4,5 Prozent mehr Geld. Eine allgemeine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche verhinderte die Gewerkschaft in den Verhandlungen.

Die 550.000 Beschäftigten der deutschen Chemieindustrie bekommen deutlich mehr Geld. Die Löhne und Gehälter steigen im Sommer um 4,5 Prozent. Darauf einigten sich die Gewerkschaft IG BCE und der Bundesarbeitgeberverband Chemie bei ihren Tarifverhandlungen in Schönefeld bei Berlin. Als Laufzeit des neuen Tarifvertrags, der je nach Tarifbezirk im Juli oder August in Kraft tritt, wurden 19 Monate vereinbart.

Die Erhöhung der Löhne und Gehälter greift jeweils einen Monat nach Inkrafttreten des Tarifvertrags. Je nach wirtschaftlicher Lage können die Unternehmen sie aber um einen Monat vorziehen oder per Betriebsvereinbarung um zwei Monate verzögern.

Zugleich soll die Industrie zusätzliche 200 Euro pro Jahr und Mitarbeiter für einen Fonds bereitstellen, der älteren Arbeitnehmern in den Jahren 2013 bis 2015 den Einstieg in die Altersteilzeit erleichtern soll. Als Regelarbeitszeit gelten auch künftig 37,5 Stunden pro Woche. Arbeitszeiten zwischen 35 und 40 Stunden pro Woche werden aber ermöglicht. Für ältere Beschäftigte wurden neue Möglichkeiten geschaffen, die Arbeitszeit zu reduzieren.

Beide Seiten zeigen sich zufrieden

Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis erklärte: "Wir haben für eine kräftige Entgelterhöhung und eine zeitliche Entlastung insbesondere der älteren Beschäftigten gesorgt." Er sprach von einem guten Ergebnis. Der Verhandlungsführer der Chemie-Arbeitgeber, Hans-Carsten Hansen, sagte, auch seine Seite habe ihre wesentlichen Ziele erreicht: "einen realistischen Entgeltkompromiss und mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit". Mit der Gewerkschaft sei ein fairer Kompromiss vereinbart worden.

Die IG BCE hatte ursprünglich Lohnerhöhungen um sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. Weitere strittige Themen in den Verhandlungen waren eine von den Arbeitgebern gewünschte Rückkehr zur 40-Stunden-Woche sowie die Nachwuchsförderung. Durch die Einigung in der Chemiebranche und den kurz zuvor erzielten Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie sind die Tarifkonflikte in zwei Schlüsselbereichen beigelegt worden. Der Trend zu vergleichsweise hohen Lohnerhöhungen in der Tarifrunde 2012 wurde dabei fortgesetzt.