Folgen der Finanzkrise Bund spart kräftig dank niedriger Zinsen

Stand: 23.04.2015 10:44 Uhr

Der Bund profitiert vom gesunkenen Zinsniveau seit Ausbruch der Finanzkrise 2008. Einer Anfrage der Grünen an das Finanzministerium zufolge konnten 94 Milliarden Euro eingespart werden. Das Ministerium spricht von einer vereinfachten Sichtweise.

Der Bund hat im Zuge der Finanzkrise zwischen 2008 und 2014 etwa 94 Milliarden Euro an Zinskosten eingespart. Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor, was ein Sprecher des Ministeriums tagesschau.de bestätigte.

Sparen dank niedriger Zinsen

Die Summe ergibt sich demnach aus der Differenz zwischen den ursprünglichen Annahmen im Zuge der mittelfristigen Finanzplanung und den tatsächlichen Zinskosten, die zuletzt stets niedriger ausfielen. Die mittelfristige Finanzplanung umfasst das laufende, das kommende und die drei darauffolgenden Jahre.

Nach Ausbruch der Finanzkrise hatte die Europäische Zentralbank die Zinsen schrittweise bis fast auf null Prozent gesenkt. Zudem gelten deutsche Staatsanleihen als sichere Investitionen. Wenn der Bund sich Geld lieh, erhielt er von Käufern der Papiere unter dem Strich sogar eine kleine Prämie für die Geldverwahrung. Auch in diesem Jahr ist demnach eine Zinsersparnis von mehr als zwei Milliarden Euro absehbar.

Deutschland als Krisengewinnler

Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen, Sven-Christian Kindler, sagte der Zeitung "Die Welt": "Die Einsparungen machen deutlich: Die gute Situation im Bundeshaushalt ist vor allem das Ergebnis glücklicher Umstände und nicht etwa von guter Arbeit." Die EZB und nicht die Bundesregierung sei hauptverantwortlich für die Haushaltskonsolidierung. Deutschland sei ein milliardenschwerer Krisengewinnler.

Diese Darstellung wies ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums zurück. Es sei zu einfach, die vor Jahren eingeplanten Zinsausgaben mit den tatsächlichen Kosten zu verrechnen. Die Haushaltskonsolidierung sei die Folge vieler, komplexer Faktoren und nicht allein auf Zinsersparnisse zurückzuführen. Außerdem würden die Planungen für den Bundeshaushalt kontinuierlich angepasst, so der Sprecher.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 23. April 2015 um 12:00 Uhr.