Währung unter Druck Corona und Konjunktur belasten Euro

Stand: 18.02.2020 05:10 Uhr

Seit Jahresbeginn ist der Euro eingebrochen, das Coronavirus treibt Anleger weiter in den als sicher geltenden Dollar. Hinzu kommen Konjunkturängste. US-Präsident Trump wird den starken Greenback überhaupt nicht mögen.

Wiederholt hatte Trump die Welt - und vor allem die US-Notenbank - wissen lassen, wie sehr er sich nicht nur niedrige Zinsen, sondern auch einen schwachen Dollar wünscht. Der Grund ist klar. Auf diese Weise möchte er die heimische Exportwirtschaft stärken. Schließlich ist das Handelsbilanzdefizit der USA ein wichtiges Thema seiner Präsidentschaft. Das beweist der Zollstreit mit China und der Eurozone.

Aus Trumps Sicht entwickelt sich der Devisenmarkt derzeit also in die völlig falsche Richtung, denn US-Waren werden durch die Dollarstärke am Weltmarkt teurer. Der Euro erreichte zum Dollar am vergangenen Freitag mit etwas mehr als 1,08 Dollar den tiefsten Stand seit drei Jahren.        

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Fast kein Wachstum mehr

Die aktuelle Schwäche der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar zeigt, wie die Akteure an den Finanzmärkten die Konjunkturlage der Eurozone einschätzen: ziemlich mau. Die aktuellen Wirtschaftsdaten von vergangener Woche bestätigen das. Im vierten Quartal wuchs die Eurozone lediglich um 0,1 Prozent, in der deutschen Wirtschaft herrschte gar Stillstand.

Die US-Wirtschaft wuchs hingegen um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Helaba-Devisenexperte Christian Apelt stellt fest: "Während die US-Daten jüngst eher positiv überraschten, enttäuschten die Zahlen aus der Eurozone überwiegend."

Und ausgerechnet in einer ohnehin schon kritischen Phase sind wegen des Coronavirus - insbesondere bei der exportabhängigen deutschen Wirtschaft - weitere Einbußen zu befürchten.

"Geringe Abwehrkräfte gegen das Virus"

"Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in einer schwachen Verfassung und besitzt damit nur geringe Abwehrkräfte gegen das Coronavirus", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Mit zunehmender Dauer der Produktionsstopps in China wachsen die Lieferkettenprobleme und damit die Bremseffekte für den Rest der Welt und Deutschland."

"Die negativen wirtschaftlichen Folgen für die chinesische Wirtschaft werden auch die Exportunternehmen im Euroraum zu spüren bekommen", sagt auch Commerzbank-Experte Christoph Weil.

Was kann die EZB tun?

Die Konjunkturschwäche in Europa führt dazu, dass einige Marktbeobachter schon wieder auf geldpolitische Lockerungen der EZB spekulieren, um die Wirtschaft anzukurbeln. Allerdings sei die Hürde hoch, meint Commerzbank-Expertin Thu Lan Nguyen. "Schon die Maßnahmen im letzten Jahr wurden offenbar nur mit Ach und Krach und entgegen vieler kritischer Stimmen durchgebracht." Konjunkturell müsste es also schon richtig bergab gehen, damit sich ein Konsens für weitere expansive Schritte finde, so die Analystin.

Die EZB hält ihre Leitzinsen seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Banken müssen zudem 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB überschüssige Gelder parken. Außerdem kauft die EZB monatlich Anleihen im Wert von 20 Milliarden Euro.

ts

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete B5 aktuell am 17. Februar 2020 um 13:15 Uhr.