Finanzviertel in London

Großbritannien Wirtschaft bricht um rund ein Fünftel ein

Stand: 12.08.2020 09:29 Uhr

Die Wirtschaft Großbritanniens ist im zweiten Quartal wegen der Corona-Krise massiv abgestürzt. Es ist der größte Rückgang seit Beginn der Statistik. Kein anderes Industrieland meldete ein so großes Minus.

Das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging von April bis Juni um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück, wie die nationale Statistikbehörde ONS am Mittwoch mitteilte. Da die britische Wirtschaft bereits im vorangegangenen Vierteljahr schrumpfte, befindet sie sich nunmehr auch offiziell in der Rezession.

"Die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste Rezession hat zum größten Rückgang des vierteljährlichen BIP geführt, der jemals verzeichnet wurde", betonte ONS-Experte Jonathan Athow.

Besonders heftig war der Einbruch den Statistikern zufolge während der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens im April. Im Mai wuchs das BIP den Angaben zufolge wieder um 2,4 Prozent, im Juni dann um 8,7 Prozent.

Harter Lockdown

Mit dem Einbruch seiner Wirtschaftsleistung um rund ein Fünftel im zweiten Quartal schaffte Großbritannien einen traurigen Rekord: Kein anderes großes Industrieland meldete für das zweite Quartal ein so großes Minus. Zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaft schrumpfte im zweiten Jahresviertel mit 10,1 Prozent nur etwa halb so stark.

Weitere Kursinformationen zu Britisches Pfund in Euro

Die Corona-Pandemie hatte Großbritannien besonders hart getroffen: Bislang wurden der Johns Hopkins University zufolge 313.394 Infektionen festgestellt, 46.611 Menschen starben an Covid-19. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte nach anfänglichem Zögern und Zaudern einen äußerst harten Lockdown durchgesetzt, der weite Teile der Wirtschaft zum Erliegen brachte.

Düstere Prognose

Nach Meinung von Suren Thiru, Ökonom der britischen Handelskammer, sind die Aussichten auf eine rasche V-förmige Erholung nach wie vor gering, da die jüngsten Produktionszuwächse in den kommenden Monaten nachlassen könnten.

Zwar gibt es mittlerweile auch Signale, dass die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt mit der Aufhebung vieler Beschränkungen wieder wächst. Dennoch dürfte das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr insgesamt um 9,5 Prozent fallen, prognostiziert die Bank of England. Es wäre ein Konjunktureinbruch, wie ihn Großbritannien seit rund 100 Jahren nicht mehr erlebt hat.

ag

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell im Hörfunk am 12. August 2020 um 12:13 Uhr.