Absatzkrise in der Autoindustrie BMW, VW, Ford und MAN kündigen Kurzarbeit an

Stand: 20.01.2009 17:57 Uhr

Die deutsche Autoindustrie schickt Zehntausende Mitarbeiter in Kurzarbeit. Wegen der Absatzkrise sehen sich die Hersteller gezwungen, ihre Produktion zu drosseln. Bei BMW sollen rund 26.000 Arbeiter tageweise zu Hause bleiben, bei VW rund 60.000. Auch Ford und MAN vereinbarten Kurzarbeit.

Die anhaltende Absatzkrise am Automarkt zwingt immer mehr Hersteller in Deutschland zur Kurzarbeit, darunter auch Europas größter Autobauer VW und der Münchener Hersteller BMW.

Bei BMW sollen nach Unternehmensangaben in den kommenden Wochen rund ein Viertel aller Mitarbeiter weniger arbeiten, um die Produktion weiter zu drosseln. Geplant sei, im Februar und März an vier deutschen Standorten insgesamt 38.000 Fahrzeuge weniger zu bauen als ursprünglich geplant. Ab April soll die Produktion dann wieder normal laufen. Erst in den Weihnachtsferien hatte BMW eine mehrwöchige Produktionspause eingelegt.

Tageweise keine Arbeit bei BMW

Wie das Unternehmen weiter mitteilte, sollen die Mitarbeiter tageweise zu Hause bleiben. Betroffen sind die Werke Dingolfing, Regensburg, Landshut und Berlin. So sollen in Dingolfing 15.000 von rund 20.000 Mitarbeitern in Kurzarbeit gehen. In Regensburg sind 8000 von 9500 Stellen betroffen, in Landshut 2700 von 3500. In Berlin ist geplant, 190 Mitarbeiter in der Bremsscheibenfertigung weniger arbeiten zu lassen. Die Motorradproduktion in der Hauptstadt ist nicht betroffen. Keine Kürzungen soll es dagegen im Werk München, in Leipzig und an den ausländischen Standorten wie zum Beispiel in Spartanburg in den USA geben.

Weniger gebaut werden sollen vor allem Modelle der 3er- und 5er-Baureihe, die im vergangenen Jahr teils drastische Absatzeinbußen erlitten. Die Auswirkungen für die Beschäftigen sollen sich aber in Grenzen halten. Laut BMW ist vorgesehen, ihnen mindestens 93 Prozent ihres durchschnittlichen Nettoeinkommens zu zahlen, selbst wenn die Arbeitszeit unter dieses Niveau sinkt. Außerdem soll die Produktion nach derzeitigem Stand der Planungen ab April wieder normal laufen. Weitere Stellenstreichungen wie im vergangenen Jahr seien aber ausdrücklich nicht geplant.

Eine Woche Zwangspause bei VW

Volkswagen entschied, große Teile seiner Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken. Rund zwei Drittel seiner 92.000 Mitarbeiter in Deutschland schickt der Konzern in der letzten Februarwoche nach Hause. Betroffen seien das Stammwerk Wolfsburg sowie die Fabriken in Emden, Hannover, Zwickau und Dresden, teilte VW mit. Ausgenommen davon seien der Bereich Forschung und Entwicklung sowie Teile der Komponentenfertigung. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zeigte Verständnis angesichts der Ankündigungen. Die Zeitkonten der VW-Belegschaft, auf denen die Mitarbeiter Überstunden angesammelt hätten, seien mittlerweile aufgebraucht. "Deshalb haben wir als Betriebsrat dem Antrag des Unternehmens auf Kurzarbeit zugestimmt."

Acht Tage Kurzarbeit bei Ford

Direkte Folge der anhaltenden Talfahrt in den USA ist die Kurzarbeit im Kölner Ford-Motorenwerk, das Motoren für den Exporte in die Vereinigten Staaten fertigt. Mit dem Betriebsrat sei für insgesamt acht Tage im Januar und Februar Kurzarbeit vereinbart worden, teilte das Unternehmen mit. Von den insgesamt 17.400 Beschäftigten am Standort Köln seien aber nur 700 Mitarbeiter betroffen. Die Fahrzeugproduktion in Köln und an anderen Standorten in Deutschland laufe normal.

42 Schließtage in sechs Monaten bei MAN

Auch der Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN plant Kurzarbeit. Nach dem Einbruch auf dem Lastwagen-Markt werde die Produktion zurückgefahren, für die Standorte München, Nürnberg und Salzgitter seien durchschnittlich 42 Schließtage im ersten Halbjahr vereinbart worden, sagte ein Sprecher. Betroffen seien rund 9400 Beschäftigte in Deutschland.

Steinmeier gegen weitere Hilfen für Autoindustrie

Trotz der Schwierigkeiten der Autobauer lehnte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier derzeit weitere staatliche Unterstützung ab. "Wir tun im Augenblick mehr, als ich das bei anderen europäischen Staaten sehe", sagte Steinmeier. "Weitergehende Förderung kann ich im Augenblick noch nicht erkennen."