Diskussion um neue Benzinsorte E10 offenbar ein Problem für alle Autos

Stand: 06.03.2011 09:34 Uhr

Schon jetzt ist klar, dass drei bis vier Millionen Autos in Deutschland den neuen Kraftstoff E10 nicht vertragen. Nun befürchten Experten, dass das neue Benzin ein Problem für alle Automotoren sein könnte. Indes verteidigt Umweltminister Röttgen den Kraftstoff. Er helfe, die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren.

Der heftig umstrittene neue Kraftstoff E10 könnte ein Problem für alle Automotoren sein. Bislang stand nur fest, dass drei bis vier Millionen Autos in Deutschland den Sprit nicht vertragen.

Dass der Kraftstoff problematisch für viel mehr Automotoren sein könnte, befürchtet der Leiter der Mechanikentwicklung bei BMW, Thomas Brüner. Durch den hohen Ethanolanteil von zehn Prozent im Benzin nehme die Wassermenge im Motor zu, sagte Brüner der "Welt am Sonntag".

Mehrkosten durch häufigere Ölwechsel

Das Wasser kondensiere aus den Verbrennungsgasen und gelange ins Öl, das dadurch verdünnt wird und schneller altert. Das bedeute wiederum kürzere Ölwechselintervalle zulasten des Kunden. Diese müssen die häufigeren Ölwechsel nämlich bezahlen. Für einen Sechszylinder bedeute dies zum Beispiel laut der Zeitung jedesmal Kosten von gut 200 Euro.

Ob es so weit kommt oder der in Deutschland verkaufte E10-Sprit gut genug ist, wissen die Autobauer Brüner zufolge noch nicht. BMW will nun gemeinsam mit dem Konkurrenten Daimler entsprechende Tests durchführen. Experten raten Autofahrern, künftig häufiger den Öl-Peilstab zu ziehen. Werde ein höherer Pegel als bei der vorigen Kontrolle angezeigt, bestehe Verdacht auf Verdünnung des Schmiermittels.

Röttgen verteidigt E10

Bundesumweltminister Norbert Röttgen verteidigte hingegen den neuen Kraftstoff erneut. "Die Einführung von Biokraftstoffen dient dazu, unsere Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Darüber gibt es einen Konsens über die Parteigrenzen hinweg", sagte er der "Bild am Sonntag".

Er widersprach der Behauptung, der mit biologisch gewonnenem Ethanol versetze Sprit würde zwangsweise eingeführt: "Die Politik verpflichtet die Industrie lediglich zur Einhaltung einer bestimmten Biokraftstoffquote, die zwar gestiegen, aber nicht neu ist und bislang immer so gut wie erfüllt werden konnte."

"Benzin-Gipfel" in Berlin geplant

E10 ist am Dienstag Thema bei einem "Benzin-Gipfel" im Wirtschaftsministerium in Berlin. Umweltminister Röttgen, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, Verbraucherministerin Ilse Aigner, Verkehrsminister Peter Ramsauer sowie Automobilverbände, die Autoclubs ADAC und AvD, Verbände der Mineralölwirtschaft, die Bioethanol-Branche, der Bauernverband und die Verbraucherzentralen werden daran teilnehmen.

E10 wird seit Beginn des Jahres in Deutschland eingeführt. Damit soll der Ausstoß des Klimagases CO2 reduziert werden - trotz der Mahnung von Umweltverbänden, die glauben, dass die Klimabilanz von E10 sogar negativ ist. Viele verunsicherte Autofahrer tanken nun Super Plus, obwohl dieser Kraftstoff teurer ist.