Teilverstaatlichung angekündigt Spanien übernimmt Kontrolle über viertgrößte Bank

Stand: 10.05.2012 11:40 Uhr

Spaniens Regierung greift durch: Sie wird Bankia teilweise verstaatlichen. Die viertgrößte Bank des Landes leidet von allen Geldhäusern des Landes am schwersten unter dem Platzen der Immobilienblase. Die spanische Börse reagierte positiv - die Ratingagentur S&P beeindruckte der Schritt aber nicht.

Die spanischen Regierung hat eine teilweise Verstaatlichung der viertgrößten Bank des Landes angekündigt. Wirtschaftsminister Luis de Guindos erklärte am Abend, der Staat werde die Kontrolle über das Geldinstitut Bankia übernehmen.

Die 2010 und 2011 vom Staat in das Geldinstitut Bankia geflossenen 4,5 Milliarden Euro würden in Besitzanteile der Muttergesellschaft umgewandelt, sagte de Guindos weiter. Damit erhalte die Regierung 45 Prozent der Großbank.

Die Entscheidung wurde bekannt gegeben, nachdem die Zinsen für spanische Staatsanleihen in die Höhe gegangen und die Aktienkurse in den Keller gerutscht waren.

Von allen spanischen Kreditinstituten leidet Bankia seit dem Platzen der Immobilienblase am schwersten unter faulen Krediten. Die Bankia ist aus einem Zusammenschlusses von sieben Regionalbanken, sogenannten Cajas, hervorgegangen. Die größte war die Caja Madrid.

Bankia hat nach eigenen Angaben zwölf Millionen Kunden und ein Börsenkapital von 6,4 Milliarden Euro. Die Bank verfügt über größere Beteiligungen unter anderem an der Fluggesellschaft IAG - der Fusion von Iberia und British Airways - und der Hotelkette NH Hoteles.

Reinhard Spiegelhauer, R. Spiegelhauer, ARD Madrid, 10.05.2012 13:38 Uhr

Freude an Madrider Börse

Die spanischen Märkte reagierten heute Morgen positiv. Der spanische Aktienindex Ibex-35 eröffnete mit einem Kursanstieg von 1,7 Prozent. Wertpapiere von Banken legten mit Ausnahme des verstaatlichten Instituts Bankia zu. Die Bankia-Aktie verlor hingegen 2,2 Prozent.

Die Zinsen für spanische Staatsanleihen sanken zwar zunächst um acht Basispunkte, blieben aber mit fast sechs Prozent noch immer hoch.

S&P bleibt bei kritischer Haltung

Die Bonitätsprüfer von Standard & Poor's (S&P) zeigen sich hingegen unbeeindruckt.  Bankia stehe weiter unter verschärfter Beobachtung, was nun auch für die kurzfristige Kreditwürdigkeit der Muttergesellschaft BFA gelte. Die Entscheidung reflektiere die gestiegene Unsicherheit hinsichtlich der Finanzstärke und der zukünftigen strategischen Ausrichtung der Institute. S&P bewertet Bankia mit der Bonitätsnote "BBB-". Das ist die letzte Stufe über Ramschniveau.

Investoren fürchten, dass Spanien wie schon Griechenland, Irland und Portugal um internationale Finanzhilfe bitten muss. Es wird erwartet, dass die Madrider Regierung am Freitag weitere Reformen des Bankensektors ankündigt. Das Land ist in die Rezession zurückgefallen, die Arbeitslosenquote liegt bei 24,4 Prozent.