Commerzbank-Chef zum Bankenverhalten "Wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert"

Stand: 18.10.2008 06:04 Uhr

Hochrangige Bankmanager diskutieren ihre Mitverantwortung für die Finanzkrise. Doch während Commerzbank-Chef Blessing Fehler einräumte, zeigte sich sein Kollege Ackermann von der Deutschen Bank unbeeindruckt: Selbst in der Krise habe sein Haus drei Milliarden Euro verdient.

Angesichts der Finanzmarktkrise hat Commerzbank- Vorstandssprecher Martin Blessing Versäumnisse der Bankenbranche eingeräumt. Man habe sich "wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Ja, auch wir in der Commerzbank haben Fehler gemacht. Auch wir haben faule Immobilienkredite in den USA gekauft, weil wir uns zu sehr auf die Bewertung von anderen verlassen haben. Das war zwar üblich, wir hätten es dennoch nicht tun sollen", sagte Blessing. Zum deutschen Rettungspaket für den Finanzmarkt sagte er: "Es ist ein sehr wichtiges Zeichen, mit welcher Geschwindigkeit die Politik das Paket geschnürt, das verdient allerhöchsten Respekt und Dank."

"Wir haben drei Milliarden Euro verdient"

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann sieht keinen Grund für eine Entschuldigung. "Wir haben selbst in der Krise bisher noch über drei Milliarden Euro netto verdient, eine hohe Kapitalquote und können uns Zukäufe wie zum Beispiel bei der Postbank leisten", sagte Ackermann der "Bild am Sonntag". Er plädierte dafür, dass die Banken auch künftig nach einer möglichst hohen Rendite streben. "Der Wettbewerb um höhere Renditen hat die Menschheit weiter gebracht. Diesen Wettbewerb sollten wir auf keinen Fall aufgeben." Ohne ihre hohe Profitabilität wäre es der Deutschen Bank nicht möglich gewesen, bei der Rettung der Hypo Real Estate einen "solch entscheidenden Beitrag zu leisten und die Finanzkrise aus eigener Kraft durchzustehen", sagte Ackermann weiter.

Der durch die Krise reich gewordene US-Hedge-Fonds-Manager Andrew Lahde machte sich unterdessen in einem Brief an Investoren über die "Dummköpfe" in den Finanzkonzernen lustig, die sich auf seine Geschäfte eingelassen hätten. Diese "Aristokraten" aus besserem Hause und mit vermeintlich guter Ausbildung hätten es ihm an der Spitze von Banken wie Bear Stearns und Lehman Brothers sehr leicht gemacht.

Glos fordert Vetrauensoffensive der Banken

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos forderte als Konsequenz aus der Finanzmarktkrise eine Kundenoffensive der Kreditinstitute und eine gesetzliche Informationspflicht. "Die Banken müssen jetzt sehr schnell für neues Vertrauen sorgen", schrieb Glos in der "Bild am Sonntag". Er forderte zudem eine neue Provisionsordnung für Bankberater. "Es muss klar verboten sein, dem Kunden ein Finanzprodukt nur deshalb anzupreisen, weil es dem Berater eine besonders hohe Provision einbringt." Die Banken müssten in diesem Punkt eine bindende Selbstverpflichtung eingehen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel wandte sich dagegen, Finanzspekulationen als Wirtschaftsschwerpunkt zu begreifen. "Die Stütze unserer Wirtschaftsordnung sind industrielle Kerne, das produzierende Gewerbe und florierende Dienstleistungen. Meine Hoffnung ist, dass es eine Besinnung auf nachhaltiges Wirtschaften gibt, das Investitionen in die reale Wirtschaft und nicht in spekulative Märkte mit sich bringt", sagte der SPD-Politiker.