IG-Metall-Aufruf zur 35-Stunden-Woche

Deutsche Arbeitszeiten im EU-Vergleich Viel Arbeit, viele Überstunden, viel Freizeit

Stand: 31.07.2009 12:05 Uhr

Mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,2 Stunden gehören deutsche Arbeitnehmer zur EU-Spitzengruppe. Das liegt vor allem an Überstunden. Pro Jahr sind die Deutschen aber seltener am Arbeitsplatz als europäische Kollegen. Der Grund: viele Urlaubs- und Feiertage.

In Deutschland arbeiten die Beschäftigten zwar jede Woche länger als in den meisten anderen EU-Staaten. Dank vieler Urlaubs- und Feiertage kommen sie pro Jahr aber auf weit weniger Arbeitsstunden als Kollegen in anderen EU-Mitgliedsländern. Das ist das Ergebnis einer Studie der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound).

Mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 41,2 Stunden rangierte die Bundesrepublik 2008 unter den 27-EU-Mitgliedsländern auf dem siebten Platz und vor allen anderen großen Volkswirtschaften des Kontinents. Spitzenreiter ist Rumänien mit 41,8 Stunden. Auf dem letzten Platz steht Frankreich mit 38,4 Stunden.

Deutsche machen viele Überstunden

Dass die deutschen Arbeitnehmer unter dem Strich zur Spitzengruppe zählen, hat mit Überstunden und der wachsenden Zahl von Unternehmen ohne Tarifbindung zu tun. Denn bei den regulären Arbeitszeiten, die vor allem durch Tarifverträge festlegt sind, rangiert die Bundesrepublik im letzten Drittel der EU-Staaten. 37,6 Stunden muss demnach ein Vollzeitbeschäftigter arbeiten - genau eine Stunde weniger als im EU-Schnitt.

Von Branche zu Branche bestehen dabei erhebliche Unterschiede. Mit der tariflichen 35-Stunden-Woche bilden die deutschen Metaller das Schlusslicht im europäischen Vergleich. Dagegen zählen die deutschen Bankangestellten mit 39 Arbeitsstunden pro Woche zur EU-Spitzengruppe.

Niedrige Jahresarbeitszeit in Deutschland

Die deutschen Arbeitnehmer profitieren auf der anderen Seite von besonders vielen Urlaubs- und Feiertagen. Sie mussten dadurch 2008 im Schnitt 1650,6 Stunden am Arbeitsplatz erscheinen - fast 100 Stunden weniger als im Schnitt aller EU-Mitgliedsländer. Nur in Schweden, Dänemark und Frankreich liegen die regulären Jahresarbeitszeiten, bei denen die Überstunden nicht berücksichtigt sind, noch niedriger als in Deutschland. Die Beschäftigten in Osteuropa haben dagegen sehr viel weniger Freizeit. Die maximale Arbeitszeit pro Jahr erreicht Rumänien mit 1856 Stunden.