Eine Frau arbeitet in einem Wohnzimmer an einem Laptop im Homeoffice.

Ver.di zu Arbeitszeitmodellen "Homeoffice hat Schattenseiten"

Stand: 02.01.2020 14:04 Uhr

Ver.di-Chef Werneke warnt vor wachsendem Druck auf die Arbeitnehmer bei den Arbeitszeiten. Gesetzliche Ruhezeiten müssten eingehalten werden. Zweifel äußerte der Gewerkschafter am "idyllischen Homeoffice".

Die Gewerkschaft ver.di warnt vor steigendem Druck auf Arbeitnehmer. "Die Arbeitgeberverbände wollen unter dem Stichwort 'Experimentierräume' im Wesentlichen die Ruhezeiten verkürzen", sagte ver.di-Chef Frank Werneke der Nachrichtenagentur dpa. Er stellte klar: "Heute gilt eine Ruhezeit von elf Stunden." Wer um 8:00 Uhr im Büro zu arbeiten beginne, könne nicht verpflichtet werden, um 22:00 Uhr zu Hause noch Mails zu schreiben. "Genau das wollen die Arbeitgeber ändern."

Schon heute würden um 22.00 Uhr oft Mails geschrieben, so der Gewerkschaftschef. "Aber die Beschäftigten entscheiden selbst, ob sie es tun." Die Einhaltung von Ruhezeiten sei ein wesentlicher Punkt des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. "Mit Gesundheit macht man keine Experimente."

Ver.di pocht auf Freiwilligkeit

Werneke machte auch deutlich, dass es bei Arbeit von zu Hause aus, auf die Freiwilligkeit der Beschäftigten ankomme. Er warnte vor einer Idealisierung der Arbeit von zu Hause aus. "Ich zweifle daran, dass ein Homeoffice-Arbeitsplatz immer so idyllisch ist, wie es manchmal skizziert wird", sagte er. "Vielfach wird dies gewählt, weil es zu pflegende Angehörige oder Kinder mit Betreuungsbedarf gibt - das ständige Wechseln zwischen Aufträgen des Arbeitgebers und Fürsorge für andere Menschen hat auch seine Schattenseiten."

Ver.di-Chef Frank Werneke gibt ein Interview.

Oft gebe es viele Motive, von zu Hause zu arbeiten, so Werneke.

Eine Homeoffice-Regelung dürfe Unternehmen außerdem nicht einfach dazu dienen, in teuren Städten mit hohen Büropreisen einfach die Mieten einzusparen, betonte der ver.di-Chef.

Neue Modelle für eine neue Arbeitswelt

Das Bundesarbeitsministerium will in "Experimentierräumen" mit Unternehmen und Sozialpartnern - dazu zählen die Gewerkschaften - neue Arbeitsmodelle erproben. Dabei geht es unter anderem um mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit und weniger Präsenzzeit im Büro. Arbeitsminister Hubertus Heil erwägt auch einen gesetzlichen Anspruch auf mobile Arbeit, etwa für Homeoffice. Das Wirtschaftsministerium lehnte dies in der Vergangenheit allerdings ab.

In einem Papier betont das Arbeitsministerium, dass etwaige Reformen den Arbeits- und Gesundheitsschutz berücksichtigten müssten. Nötig sei ein Kompromiss zwischen den Anforderungen der Unternehmen in einer digitalen, global vernetzten Ökonomie und dem Wunsch der Beschäftigten nach Selbstbestimmung und Zeitsouveränität.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Dezember 2019 um 15:41 Uhr.