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Interview

Pläne für kriselnde Fluggesellschaft "Air Berlin hat keine klare Strategie"

Stand: 26.09.2016 16:58 Uhr

Seit Jahren schon hält Großaktionär Etihad die kriselnde Air Berlin über Wasser. Jetzt steht die Fluggesellschaft offenbar kurz vor einem Schrumpfkurs. Warum das im Sinne Etihads sein könnte und woran Air Berlin besonders krankt, erläutert ARD-Korrespondent Jan-Peter Bartels.

Seit Jahren schon hält Großaktionär Etihad die kriselnde Air Berlin über Wasser. Jetzt steht die Fluggesellschaft offenbar kurz vor einem Schrumpfkurs. Warum das im Sinne Etihads sein könnte und woran Air Berlin besonders krankt, erläutert ARD-Korrespondent Jan-Peter Bartels.

tagesschau24: Etihad hat bei Air Berlin in der Vergangenheit immer wieder Geld zugeschossen. Warum künftig nicht mehr?

Jan-Peter Bartels: Etihad hat in den vergangenen Wochen offenbar die Geduld verloren. Es hat bislang sehr viel Geld gekostet, Air Berlin immer wieder über Wasser zu halten. Deswegen hat die Airline mit Sitz in Abu Dhabi wohl schon vorher über einen Komplettverkauf nachgedacht. Ein Komplettverkauf ist aber schwierig, dazu ist Air Berlin zu groß. Deswegen erscheint eine häppchenweise Lösung, von der jetzt gerüchteweise zu hören ist, durchaus logisch.

Etihad hat auch gar kein Interesse an dem Tourismusgeschäft oder daran, jeden Flughafen in Deutschland zu bedienen. Die Airline interessiert sich für die großen Drehkreuze in Düsseldorf und Berlin. Und genau dieses Geschäft würde nun übrig bleiben.

tagesschau24: Woran leidet Air Berlin besonders? Woran hakt es?

Bartels: Zugespitzt gesagt an der Reiselust der Deutschen. Die Deutschen reisen gerne, und deswegen ist der Billigflieger-Markt hierzulande unglaublich interessant. Deswegen wollen auch Konkurrenten wie Ryanair und EasyJet mit Macht in den deutschen Markt. Das setzt natürlich alle anderen unter Druck - insbesondere auch Air Berlin.

tagesschau24: Setzt denn nur die starke Konkurrenz Air Berlin zu?

Bartels: Es gibt eigentlich drei Gründe, die Air Berlin unter Druck setzen. Zum einen ist es - wie gesagt - die große Konkurrenz. Zum zweiten ist es der geplante Hauptstadtflughafen BER, auf dessen Eröffnung Air Berlin fest gesetzt hatte. Da der Bau nicht vorangeht, ist auch Air Berlin blockiert und das kostet das Unternehmen Geld. Zum dritten ist es so, dass Air Berlin keine klare Strategie hat. Kritiker bemängeln, die Fluggesellschaft sei ein Gemischtwarenladen: Sie fliege ein bisschen Langstrecke, mache ein bisschen Tourismusgeschäft und biete Billigflüge an - aber eben nichts richtig. Es gebe kein klares Konzept, deswegen müsse immer wieder Geld in das Unternehmen gepumpt werden.

Das Gespräch führte Jörg Boecker, tagesschau24