Debatte über EU-Agrarreform Noch grüner wird dem Bauernverband zu bunt

Stand: 23.01.2011 13:07 Uhr

Mehr Umweltschutz, mehr Tierschutz und eine gerechtere Verteilung der Subventionen - das sind die Ziele der geplanten EU-Agrarreform. Doch die Pläne aus Brüssel sind umstritten. Der Deutsche Bauernverband zum Beispiel kritisierte sie während der "Grünen Woche" scharf.

Von Oda Lambrecht für tagesschau.de

Braun gefleckte Kühe schauen den Messebesuchern entgegen, kauen friedlich ihr Futter. Eine Halle weiter liegen saubere rosa Ferkel im Stroh, gegenüber springen Lämmer umher - Bauernhof-Idylle während der "Internationalen Grünen Woche" in Berlin. Hier werben zurzeit etwa 1600 Aussteller aus dem In- und Ausland für ihre landwirtschaftlichen Produkte.

Doch Umwelt- und Tierschützer kritisierten während der Messe, hier werde ein falsches Bild der Landwirtschaft vermittelt. Die Wirklichkeit sei eine andere, so der Vorsitzende des Umweltschutzverbandes BUND, Hubert Weiger. Er beklagte eine zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft.

Pläne für grünere Landwirtschaft

Um die Landwirtschaft grüner zu gestalten, hatte der zuständige EU-Kommissar, Dacian Ciolos, Ende vergangenen Jahres erste Reformpläne für die Zeit nach 2013 vorgestellt. Er will die sogenannten Direktzahlungen an Umweltschutzmaßnahmen knüpfen, die Subventionen für Großbetriebe deckeln und osteuropäische Landwirte stärker als bisher finanziell unterstützen.

Höhere Förderung für größere Umweltleistung

Während der Berliner Landwirtschaftsmesse lösten die Vorschläge aus Brüssel erneut heftige Diskussionen aus. Große Unterstützung erhielt der Kommissar aus Rumänien von Umweltschützern. Bauern, die mehr Umweltleistungen erbringen, müssten auch eine höhere Förderung erhalten, sagte BUND-Chef Weiger. Er forderte eine gentechnikfreie Landwirtschaft sowie die Erhaltung von Wiesen und Weiden.

Aber auch die "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" begrüßt die Kommissionspläne. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben überwiegend kleinere, ökologisch wirtschaftende Betriebe. Ihr Vorsitzender, Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf, lobte Ciolos. Er halte es für richtig, nicht die "rationalisierte Landwirtschaft" mit wenigen Arbeitskräften zu unterstützen, sondern die bäuerliche mit vielen Arbeitskräften, so Graefe von Baringdorf.

Bauernverband sieht auch Interessen der Großbetriebe

Dagegen muss aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes, der auch für die Großbetriebe steht, das aktuelle System erhalten bleiben, um die Einkommen der Landwirte zu sichern. Auch eine Deckelung der Subventionen für Großbetriebe lehnt der Verband ab. So wie die Landwirtschaft in Deutschland betrieben werde, sei sie nachhaltig, erklärte Vizepräsident Werner Hilse, man solle nicht immer noch was oben drauf packen.

Und auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sieht die Pläne eher kritisch und warnt vor zu viel Bürokratie. Doch jetzt gehe es ihr erst einmal darum, überhaupt für ein ausreichendes Agrarbudget zu sorgen, sagte Aigner während der "Grünen Woche".

Bislang fließen jährlich mehr als fünfzig Milliarden Euro an die landwirtschaftlichen Betriebe in der Europäischen Union - etwa sechs Milliarden davon gehen nach Deutschland. Diese Subventionen machen rund vierzig Prozent des gesamten EU-Haushaltes aus. Wie hoch der Anteil in Zukunft sein wird, ist noch unklar. Viele Landwirte befürchten jedoch, dass sie ab 2014 mit weniger Geld aus Brüssel klar kommen müssen. In jedem Fall könnte eine umfassende Reform große Veränderungen für die deutschen Bauern bringen.