Kommentar
Trumps Truppen-Abzugspläne Gelassenheit stünde Deutschland gut
Stand: 16.06.2020 13:16 Uhr
Tausende US-Soldaten raus aus Deutschland: Trumps Pläne sind in erster Linie Wahlkampfgetöse. Deutschland sollte gelassen reagieren, denn der Truppenabzug schadet vor allem den US-Streitkräften.
Ein Kommentar von Martin Ganslmeier, ARD-Hauptstadtstudio
Knapp fünf Monate vor der US-Wahl steht Donald Trump angesichts sinkender Umfragewerte mächtig unter Druck. Wenn Trump jetzt ankündigt, die Zahl der US-Soldaten in Deutschland deutlich zu reduzieren, dann ist dies in erster Linie Wahlkampfgetöse.
Statt zu jammern, sollten deutsche Politiker gelassen und selbstbewusst reagieren. Denn Hauptleidtragende von Trumps Abzugsplänen wären die US-Streitkräfte selbst und auch die NATO.
Wesentliche Stützen der transatlantischen Sicherheit sind das Hauptquartier der US-Airforce in Ramstein, das Hauptquartier des US-Afrika-Kommandos in Stuttgart und auch das größte US-Militärkrankenhaus außerhalb Amerikas in Landstuhl - all diese Einrichtungen dienen vor allem den USA und der NATO. Weshalb auch republikanische Politiker über Trumps Abzugspläne den Kopf schütteln.
Ziel bleibt zwei Prozent
Wenn Trump im November abgewählt würde, hätte sich das Thema ohnehin erledigt. Sollte die Politik in Deutschland also abwarten und Tee trinken? Nein! Auch ein US-Präsident Joe Biden würde darauf drängen, dass Deutschland mehr Verantwortung für die gemeinsame Verteidigung übernimmt. Doch statt zu nörgeln und zu drohen, würde Biden zu einem ehrlichen Austausch unter Freunden zurückkehren. Er würde lobend anerkennen, dass Deutschland endlich mehr für Verteidigung ausgibt und gleichzeitig mahnen, das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen.
Selbst der vermeintliche Profiteur eines US-Truppenabzugs aus Deutschland - Polen - ist gegen Trumps Pläne. Nur einer reibt sich die Hände: Russlands Präsident Wladimir Putin freut sich, dass ausgerechnet der US-Präsident immer wieder für Ärger im transatlantischen Bündnis sorgt.
Trumps Wahlkampfgetöse – Deutschland sollte gelassen reagieren
Martin Ganslmeier, ARD Berlin
16.06.2020 12:46 Uhr
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