Kommentar
Facebooks Umgang mit Nutzerdaten Angezapft und ausgetrickst
Stand: 19.03.2018 11:53 Uhr
Facebook hat es offenbar zugelassen, dass die Profile von mehr als 50 Millionen Nutzern angezapft wurden. Die Versprechen des sozialen Netzwerks sind nichts wert. Facebook agiert scheinheilig.
Ein Kommentar von Marcus Schuler, ARD-Studio Los Angeles
Das Spiel wiederholt sich. Es läuft nach dem immer selben Schema ab. Das soziale Netzwerk wird eines Fehlers überführt, es gelobt Besserung, kündigt an, mit einem externen Fachgremium zusammenarbeiten zu wollen. Und dann passiert nichts. Die Sache versandet. Bis zum nächsten Super-Gau. Aber jetzt scheint auch die Politik in Washington die Geduld mit Mark Zuckerberg und Facebook zu verlieren.
Ende 2016, nach der Wahl von Donald Trump, hatte Zuckerberg beim Thema Fake News über Kritiker noch gespottet: Es sei verrückt zu glauben, das Netzwerk habe Einfluss auf das Wahlergebnis in den USA gehabt. Monate später musste er zugeben: Eine russische Trollfabrik hat wohl geschickt Falschnachrichten platziert und versucht, die Amerikaner gegeneinander aufzuwiegeln. Außerdem seien - vermutlich ebenfalls aus Russland kommend - rund 3000 polarisierende Anzeigen geschaltet worden. Bei Facebook war das anscheinend niemand aufgefallen.
Facebook verschleiert und mauert
Aber möglicherweise wusste Facebook schon deutlich früher, dass es im Wahlkampf nicht mit rechten Dingen zuging. Zumindest berichten jetzt der britische "Guardian" und die "New York Times" übereinstimmend, dass man im Team um Zuckerberg spätestens im August 2016 wusste, dass sich Cambridge Analytica deutlich mehr Daten aus dem Netzwerk beschafft hatte als abgemacht. Die Rede ist von unglaublichen 50 Millionen Profildaten - statt bloß der vereinbarten 270.000.
Das Schlimme bei Facebook ist: Es wird immer erst verschleiert und gemauert - bis man nicht mehr anders kann, als die offensichtlichen Fehler einzuräumen. Dieses Ritual nimmt dem Facebook-Chef langsam niemand mehr ab. In Washington werden die Rufe deshalb lauter, Zuckerbergs Unternehmen endlich gesetzliche Auflagen zu machen.
Versprechen ist nichts wert
Dieser erneute Daten-Gau - wie gesagt, wir reden hier über die Daten von 50 Millionen Nutzern - zeigt, dass das Privatsphäre-Versprechen des Social-Media-Giganten nichts wert ist. Es macht vielmehr deutlich: Drittanbieter können mit ihren Apps Facebook anzapfen. Das kann oder soll offensichtlich nicht kontrolliert werden.
Man sollte deshalb vor Apps warnen, die Zugriff auf das Facebook-Profil haben wollen. Und bei Facebook in Menlo Park redet man sich in der gewohnten Manier heraus: Schließlich gebe jeder Nutzer in den Privatsphäre-Einstellungen sein Okay, hieß es am Wochenende.
Scheinheilige Haltung zur Privatsphäre
Das ist eine scheinheilige Antwort. Denn das Problem ist allen bekannt: Nach wie vor sind diese Privatsphäre-Einstellungen für den Nutzer zu verworren und kaum zu durchblicken. Deshalb wird es Zeit, dass die Politik eingreift.
Facebook: Angezapft und ausgetrickst (Kommentar)
Marcus Schuler, ARD Los Angeles
19.03.2018 11:11 Uhr
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