Jahresrückblick 1985 Gewalt und Gegengewalt im Nahen Osten

Stand: 16.12.2010 15:16 Uhr

Die Konflikte im Nahen Osten reißen nicht ab. Flugzeugentführungen sowie die Entführung des Kreuzfahrtschiffs "Achille Lauro" bestimmen den Kampf. Auf Aktionen der Palästinenser folgen Vergeltungsschläge Israels.

Im November entführen arabische Terroristen eine Boeing der EgyptAir. An Bord der Maschine befinden sich 91 Passagiere, unter ihnen acht Kinder. Die Maschine muss nach dem Willen der Entführer in Malta landen. Dort wird das Flugzeug von einer ägyptischen Eliteeinheit gestürmt. Bei der Blitzaktion kommen 60 Insassen ums Leben, darunter alle an Bord befindlichen Kinder. Auch vier der fünf Entführer sterben. Die Entführer bezeichnen sich als Mitglieder einer Gruppe mit dem Namen "Ägyptische Revolution".

Auch im übrigen Nahen Osten gibt es weiterhin Konflikte. Das Hauptproblem ist der Umgang mit den Palästinensern. Israel will keinen Palästinenser-Staat dulden, und die Palästinenser wollen nicht aufgeben.

TWA-Entführung

Im Juni entführt eine Gruppe schiitischer Moslems eine amerikanische TWA-Maschine nach Beirut. Auf dem Flug von Athen nach Rom bringen die Entführer das mit 49 amerikanischen Passagieren besetzte Flugzeug in ihre Gewalt. Die Passagiere werden an einem geheimen Ort versteckt. Die Entführer fordern die Freilassung von 700 libanesischen Schiiten, die in israelischen Lagern in Gefangenschaft sitzen.

US-Präsident Reagan macht deutlich, dass die USA und Israel nicht auf Forderungen von Terroristen eingehen wollen. Die Entführer führen die erschöpften Geiseln der Presse vor. Sprecher der Terroristen ist Libanons Justizminister Nabih Berri. Er handelt schließlich den Austausch der inhaftierten Schiiten und der Passagiere aus.

Larnaka

Im Yachthafen Larnaka auf Zypern erschießt ein arabisches Terrorkommando drei israelische Segler. Zwei der Attentäter sind Palästinenser aus der engsten Umgebung Jassir Arafats. Auch hier geht es um die Freilassung von Gesinnungsgenossen aus israelischer Haft.

Auf Gewalt folgt wieder Gewalt. Israel bombardiert das PLO-Hauptquartier in Tunis, um Vergeltung für die Morde von Larnaka zu üben. Regierungschef Schimon Peres erklärt, dass er handeln musste.

Achille Lauro

Vor Alexandria kapern Palästinenser ein italienisches Kreuzfahrtschiff und nahmen die Passagiere als Geiseln. Durch die Entführung der "Achille Lauro" gerät der italienische Ministerpräsident Craxi zwischen die Fronten. Die Forderung ist wieder die Freilassung von Palästinensern in israelischer Gefangenschaft. Craxi lässt später den Drahtzieher der Entführer ausreisen. PLO-Führer Arafat verurteilt die Entführung, obwohl der Organisator Abu Abass zu seinen engsten Vertrauten zählt. Er schickt Abu Abass auf das Schiff, um die Geiselnehmer zur Aufgabe zu bewegen. Gegen die Zusicherung freien Geleits geben die Geiselnehmer auf. Später wird bekannt, dass die Geiselnehmer einen Amerikaner erschossen und über Bord geworfen hatten.

Ägyptens Präsident Hosni Mubarak, der die Entführer gegen den Willen der USA ausfliegen lässt, gerät in den Verdacht, von dem Mord gewusst zu haben. Er bestreitet dieses. Als Amerika erfährt, dass das Flugzeug mit den Geiselnehmern noch in Kairo ist, lassen sie die Maschine von Militärmaschinen abfangen. Sie wird zur Landung auf Sizilien gezwungen. Die Kidnapper werden vor ein italienisches Gericht gestellt.