Jahresrückblick 1963 Friedenspreis des deutschen Buchhandels

Stand: 06.12.2010 17:38 Uhr

Als ihm im Oktober der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen wird, spricht Carl Friedrich von Weizsäcker in der Frankfurter Paulskirche über die Bedingungen des Weltfriedens.

Professor Carl Friedrich von Weizsäcker spricht in der Frankfurter Paulskirche, als ihm im Oktober der Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen wird. Er spricht über die Bedingungen des Weltfriedens. Der Philosoph und Physiker fasst seine Erkenntnisse in drei Thesen zusammen:

"Erstens: Der Weltfrieden ist notwendig. Man darf fast sagen, der Weltfrieden ist unvermeidlich. Er ist Lebensbedingung des technischen Zeitalters. Soweit unsere menschliche Voraussicht reicht, werden wir sagen müssen, wir werden in einem Zustand leben, der den Namen Weltfrieden verdient oder wir werden nicht leben.

Zweitens: Der Weltfrieden ist nicht das goldene Zeitalter. Der Weg zu ihm könnte ein letzter Weltkrieg sein oder ein letzter blutiger Umsturz. Und seine Gestalt könnte die Gestalt einer unentrinnbaren Diktatur sein. Trotzdem ist er notwendig.

Drittens: Eben darum fordert der Weltfrieden von uns eine außerordentliche moralische Anstrengung. Seit die Menschheit besteht hat es, soweit wir wissen, den Weltfrieden nicht gegeben. Etwas Beispielloses wird von uns verlangt. Die Geschichte der Menschheit lehrt, dass das bisher Beispiellose oft eines Tages verwirklicht wird. Dies geschieht aber nicht ohne außerordentliche Anstrengung. Und wenn der Friede menschenwürdig sein soll, so muss die Anstrengung moralisch sein."