Jahresrückblick 1965 Machtkämpfe und Staatsstreiche

Stand: 06.12.2010 21:00 Uhr

Die arabischen und asiatischen Konflikte entwickeln sich unterschiedlich. Während im Jemen eine Waffenstillstandsvereinbarung unterzeichnet wird, rufen die unklaren Machtverhältnisse in Indonesien einen Volksaufstand hervor.

Der Bürgerkrieg in dem arabischen Staat Jemen erlebt einen Waffenstillstand. Die Vereinigte Arabische Republik zieht ihre Truppen zurück. Die Vereinbarung mit dem saudiarabischen König Faisal wird als eine Niederlage für den Ägyptischen Präsidenten Nasser gewertet.

Algerien

In Algerien gehen die Konflikte um die Macht weiter. Die als Waffenbrüder geltenden ehemaligen Revolutionäre Achmed Ben Bella und Houari Boumedienne führen einen direkten Kampf um die Regierung. Der Verteidigungsminister Boumedienne setzt in einem unblutigen Staatsstreich den Präsidenten Ben Bella ab und lässt ihn später verschwinden. Auch dieser Staatstreich bedeutet für Ägypten eine diplomatische Niederlage.

Boumedienne sucht eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Frankreich und knüpft Kontakt zur sowjetischen Regierung. Diese Entwicklung behindert die rotchinesische Utopie eines afro-asiatischen Blocks.

Die internationalen Konflikte sind nicht nur ein Ausdruck der politischen Grenzprobleme, sie zeigen auch die religiöse Intoleranz der Parteien. Der gelungene Staatsstreich in Algerien ist auch darauf zurückzuführen, dass Boumedienne als gläubiger Moslem die Glaubensbrüder hinter sich wusste.

Indonesien

Der Konflikt zwischen dem Islam und dem Kommunismus zeigt sich besonders in Indonesien. Schon lange laufen die Vorbereitungen Indonesiens, den nördlichen Nachbarn, das unter britischem Protektorat erschaffene Malaysia, in einen Kampf zu zwingen. Das erklärte Ziel ist die Bildung einer antiimperialistischen Aktionsfront von China und Indonesien. In einem Putsch wird der indonesische Präsident Achmed Sukarno entmachtet. Seine kommunistische Partei, mit drei Millionen Mitgliedern die drittgrößte der Welt, erlebt die Ablehnung der Bevölkerung. Die Partei orientiert sich nach Rotchina, daher wird die Ablehnung gegenüber den drei Millionen in Indonesien lebenden Chinesen auf die Kommunisten ausgeweitet. Die versuchte Machtergreifung der Kommunisten entfesselt einen Volkszorn, der sich mit zerstörerischen Aktionen gegen den Kommunismus, aber auch gegen die Westmächte richtet.