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Robert Koch-Institut Ein Drittel aller Corona-Toten in Heimen

Stand: 21.04.2020 16:13 Uhr

In Deutschland sind bislang etwa 4600 Menschen infolge des Corona-Virus gestorben - etwa ein Drittel davon in Pflegeheimen und anderen Betreuungseinrichtungen. Das besagen die Zahlen des Robert Koch-Instituts.

In Alten- und Pflegeheimen sowie anderen Betreuungseinrichtungen sind mindestens 1491 Bewohner mit Coronavirusinfektionen gestorben. Das entspricht etwa ein Drittel aller in Deutschland gemeldeten Todesfälle, wie das Robert-Koch-Institut RKI auf Anfrage von NDR Info mitteilte. Laut RKI sind 17 Prozent aller infizierten Bewohner gestorben, also fast jeder fünfte.

Fallzahlen dürften noch höher sein

Außerdem haben sich mit Stand vom heutigen Dienstag 5832 Beschäftigte in diesen Einrichtungen mit dem Virus infiziert. 19 von ihnen sind verstorben und damit mehr als beim Personal im Gesundheitswesen. Das RKI führt die "hohen Fallzahlen bei Betreuten und Tätigen in Pflegeeinrichtungen" auf die Ausbrüche dort in den vergangenen Wochen zurück. Die Zahlen dürften allerdings erheblich höher liegen, da bei 41 Prozent aller Meldungen Angaben fehlten, in welchen Einrichtungen die Infektionen festgestellt wurden. Somit können 966 Todesfälle nicht einem bestimmten Bereich zugeordnet werden.

Meldepflichtig sind Coronafälle im Gesundheitsbereich, in Betreuungseinrichtungen und in der Lebensmittelherstellung. Diese Bereiche sind laut Infektionsschutzgesetz relevant für das Infektionsgeschehen. Masseneinrichtungen machen den mit Abstand größten Anteil bei den Meldungen aus. Dazu zählen neben Alten- und Pflegeheimen etwa auch Gefängnisse, Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünfte.

In Kliniken, Arztpraxen, bei ambulanten Pflegediensten und in anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens haben sich 7541 Mitarbeiter infiziert, von denen bisher 14 gestorben sind. Aus Kinder- und Jugendeinrichtungen wie Schulen, Kitas und Heimen wurden lediglich 1601 Fälle gemeldet, darunter vier Tote.

Niedrige Erkrankungsrate bei Kindern

Das Institut führt das auf die Schulschließungen sowie auf "das bislang niedrigere Erkrankungsrisiko bei Kindern" zurück. 764 Infizierte mit drei Toten wurden in Bereichen Küche, Lebensmittelproduktion und -handel registriert.

Die Berichte über Infektionen in Alten- und Pflegeheimen hatten sich in den vergangenen Wochen gehäuft. Allein in Niedersachsen wurde das Virus in rund 80 dieser Einrichtungen nachgewiesen, wie das Gesundheitsministerium in Hannover am Wochenende mitteilte. Die Gewerkschaft ver.di kritisierte, vielerorts fehle es in Alten- und Pflegeheimen weiterhin an Schutzkleidung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 21. April 2020 um 15:45 Uhr.