Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron winken nach der Verleihung des Karlspreises an Macron von dem Balkon des Rathauses.
Hintergrund

Aachener Vertrag 28 Artikel für mehr Zusammenarbeit

Stand: 22.01.2019 03:15 Uhr

Projekte in Wirtschaft und Kultur, künstliche Intelligenz gemeinsam entwickeln - das sind einige Punkte des Aachener Vertrages für mehr deutsch-französische Zusammenarbeit.

Von Evi Seibert, ARD Berlin

Genau 56 Jahre nach dem ersten deutsch-französischen Freundschaftsvertrag wird heute ein neuer Vertrag unterschrieben, der den bisherigen ergänzen soll.

Ganz konkrete Auswirkungen wird er für die Grenzregionen haben, also für Baden- Württemberg, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Hier sollen sogenannte Eurodistrikte und Euroregionen entstehen, möglichst zweisprachig und unbürokratisch. Wenn es also zum Beispiel darum geht, welcher Personalschlüssel in einer deutsch-französischen Kita angewendet werden soll, können die Beteiligten das selbst entscheiden und müssen sich nicht mit zwei verschiedenen Rechtssystemen herumschlagen. Ähnliches gilt für den Gesundheitssektor und die Infrastruktur, also Wasser- und Energieversorgung, Fahrrad- und Schienenwege oder Internet-Versorgung in den Grenzregionen.

Der Vertrag hat insgesamt 28 Artikel, in denen unter anderem festgelegt wird, dass mindestens viermal pro Jahr ein Minister des jeweils anderen Landes an Kabinettssitzungen teilnehmen soll. Es wird einen Verteidigung- und Sicherheitsrat geben, der gemeinsame Vorhaben koordinieren soll. Da klemmte es aber beim Thema Rüstungsexporte, bei dem Deutschland restriktiver als Frankreich vorgeht. Frankreich unterstützt laut Vertrag den deutschen Wunsch nach einem ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat.

UN-Sicherheitsrat

Frankreich unterstützt laut Vertrag den deutschen Wunsch nach einem ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat.

Zusammenarbeit für die Zukunft

Ein Finanz- und Wirtschaftsrat soll einen gemeinsamen Wirtschaftsraum erarbeiten. Ein neues deutsch-französisches Zukunftswerk soll sich zum Beispiel um gemeinsame Strategien beim Thema künstliche Intelligenz kümmern und die Forschung koordinieren.

Im Ausland sollen Goethe-Institut und Institut français zusammengeführt werden, um gemeinsam Kulturangebote zu machen.

Ein Roboter während der Vorbereitungen auf die CeBIT.

Beim Thema künstliche Intelligenz soll es eine gemeinsame Strategie geben.

Dazu wird ein sogenannter Bürgerfonds eingerichtet, der zum Beispiel Städtepartnerschaften und Bürgerprojekte finanziell fördert.

Die Parlamente in Berlin und Paris schlossen zusätzlich einen eigenen Vertrag und gingen dabei noch wesentlich weiter, in puncto gemeinsame Steuersysteme, gemeinsame CO2-Steuern und Sozialstandards. Deswegen gab es Kritik von Seiten der Grünen: der Aachener Vertrag erfülle den Auftrag der Parlamente nicht.

Mit einer Vorhabenliste der Regierungen soll der Vertrag ergänzt werden, darin sollen konkrete Projekte genannt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 22. Januar 2019 um 04:43 Uhr.