Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI)

RKI-Chef Wieler zum Coronavirus "Die Maßnahmen wirken"

Stand: 03.04.2020 12:05 Uhr

Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen in Deutschland steigt weiter. Dennoch gibt es laut RKI-Chef Wieler Grund zur Hoffnung. Denn die Geschwindigkeit der Ausbreitung verlangsamt sich.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hofft in den nächsten Tagen auf ein Nachlassen der Pandemie in Deutschland. Die Einschränkungen wirkten, sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Es sei gelungen die Reproduktionsrate bei den Infektionen auf eins zu drücken. Das heißt, dass ein Infizierter nur jeweils eine weitere Person ansteckt. Er hoffe, dass die Zahl in den nächsten Tagen unter eins sinke. In dem Fall geht dann über die Zeit auch die Zahl der Erkrankungen zurück.

Mit dem Anstieg der Infektionszahlen stieg auch die Sterberate; mittlerweile betrage sie 1,2 Prozent, erklärte Wieler. Mit einem weiteren Anstieg sei zu rechnen. Die Zahl der Todesfälle liege insgesamt wahrscheinlich höher als die gemeldeten Zahlen. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass nicht in jedem Fall auf Corona getestet werde.

Rund 80.000 gemeldete Corona-Infizierte

Aktuell sind laut RKI 79.696 Corona-Infizierte in Deutschland gemeldet, rund 6000 mehr Fälle als am Vortag. Die Zahl der gemeldeten Toten liegt demnach bei 1017 - 145 mehr als am Vortag. Es gibt 96 gemeldete Coronavirus-Infektionen pro 100.000 Bewohner. Allerdings schwankt dieser Wert regional stark. Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Bayern mit einem Wert von 146,5 die meisten Infektionen deutschlandweit.

RKI-Präsident Wieler wies erneut darauf hin, dass das Tragen von Behelfsmasken nicht vor einer Infizierung mit dem Coronavirus schütze. Eine solche Maske könne allenfalls helfen, eigene Tröpfchen zurückzuhalten und andere damit vor einer Infektion zu schützen, sagt Wieler. Das RKI hatte gestern seine Haltung zum Tragen eines Mundschutzes offiziell geändert.

Bester Schutz - zu Hause bleiben

Wichtig sei, wenn jemand Symptome zeige, müsse diese Person unbedingt zu Hause bleiben. Für Busse und Bahnen gelte im Besonderen, Abstand zu halten. Notfalls sollte die Taktung im öffentlichen Nahverkehr erhöht werden.

Wieler äußert sich zufrieden darüber, dass die Zahl der Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern erhöht worden sei. Er sei sich aber nach wie vor nicht sicher, ob die Kapazitäten ausreichten. "Ich persönlich habe die Einschätzung, dass sie nicht reichen." Er würde sich aber sehr freuen, wenn er hier irre.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 03. April 2020 um 12:00 Uhr.