Eine Frau in einem Kölner Altenheim.

Qualitätsprüfung in Heimen Neuer Pflege-TÜV gestartet

Stand: 01.11.2019 13:01 Uhr

Bislang war das Bewertungssystem von Pflegeheimen kaum aussagekräftig. Fast alle erhielten die Note 1. Nun geht der neue Pflege-TÜV an den Start, der die Einrichtungen genauer unter die Lupe nehmen soll.

Der neue Pflege-TÜV zur Bewertung von Heimen ist an den Start gegangen. Damit gebe es "ein besseres, aussagekräftigeres Bewertungssystem", erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin. "Es schafft Transparenz und damit Vertrauen ins System."

Nunmehr stehe "nicht mehr der richtig gesetzte Haken im Aktenordner im Mittelpunkt", betonte Spahn. Entscheidend sei, wie es den Pflegebedürftigen tatsächlich gehe. "So können Pflegebedürftige und ihre Angehörige besser vergleichen, wie gut Pflegeheime arbeiten."

Spahn verwies darauf, dass der bisherige Pflege-TÜV für viel bürokratische Arbeit gesorgt habe und "doch nutzlos" gewesen sei. "Fast alle Heime hatten am Ende irgendwie die Note eins", kritisierte der Minister. Im Bundesdurchschnitt erhielten die Heime die Note 1,2.

MDK führt Stichproben durch

Nun muss der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) die Versorgungsqualität der Heime überprüfen. Dabei wird bei einer Stichprobe von jeweils neun Bewohnern geschaut, wie gut diese versorgt sind. Neben einem Gespräch mit den Pflegebedürftigen und der Kontrolle ihres Pflegezustands soll das Fachgespräch mit den verantwortlichen Pflegefachkräften wesentlicher Bestandteil des neuen Prüfverfahrens werden. Die Pflegeheime müssen halbjährlich interne Qualitätsdaten bei ihren Bewohnern erheben, erstmals bis spätestens 30. Juni 2020.

Bei der Überprüfung geht es unter anderem um die Ernährung, Körperpflege und Wundversorgung der Bewohner. Außerdem bewerten die Prüfer etwa die Anstrengungen der Heime, ihre Bewohner mobil zu halten und Druckgeschwüre bei bettlägerigen Pflegebedürftigen zu vermeiden.

Diese Daten werden an eine unabhängige Stelle weitergeleitet und dort ausgewertet. Anschließend wird jedes Heim mit den bundesweiten Ergebnissen aller rund 13.000 Einrichtungen verglichen. Die Ergebnisse der externen MDK-Prüfung und der internen Erhebung sollen den Verbrauchern ab 2020 zur Verfügung stehen.

Anfang Oktober hatten zunächst die Heime selbst mit den internen Prüfungen nach dem neuen Bewertungssystem begonnen. Es war im Pflegepersonalstärkungsgesetz von 2018 festgeschrieben worden.

Kritik von Patientenschützern

Patientenschützer haben vor zu hohen Erwartungen an neue Qualitätsbewertungen für Pflegeheime gewarnt. "Zweifellos war der alte Pflege-TÜV ein Desaster", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Ob das neue Prüfsystem der angekündigte Riesenschritt in Richtung Vertrauen sei, stehe aber in den Sternen. Weiterhin sollten allein die Träger der Heime die Versorgungsqualität der Bewohner messen. Eine externe Überprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen erfolge nur bei einer kleinen Stichprobe.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 01. November 2019 um 14:00 Uhr.