
Auto-Attacke in Münster Polizei geht von Einzeltäter aus
Stand: 08.04.2018 11:36 Uhr
Am Tag nach der tödlichen Auto-Attacke in Münster versuchen die Ermittler, Klarheit über die Beweggründe des Täters zu erhalten. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass er keine Komplizen hatte.
Einen Tag nach der tödlichen Auto-Attacke in Münster dreht sich vieles um die Frage: Warum steuerte der Fahrer einen Campingbus in die Menschenmenge, die sich im Stadtzentrum vor dem Lokal "Großer Kiepenkerl" aufhielt? Die Ermittler setzen ihre Arbeit "mit Hochdruck" fort, sagte Polizeidirektor Martin Fischer. Er betonte aber zugleich, dass die Spurensuche Zeit brauchen werde.
Auch am Vormittag wurde der Tatort noch untersucht, doch die Absperrungen wurden von der Polizei weitestgehend aufgehoben. Die Anwohner rund um das Lokal in der Altstadt konnten bereits in ihre Wohnungen zurückkehren. Der direkte Tatort bleibt aber vorerst abgesperrt, laut Polizei ist daher weiter mit Behinderungen zu rechnen. Der Campingbus sei inzwischen abgeschleppt worden.
Viele Fragen offen nach Kleinbus-Attacke in Münster
tagesschau 13:15 Uhr, 08.04.2018, Caroline Imlau, WDR
Motiv bleibt unklar
Zu dem möglichen Motiv des Täters hält sich die Polizei bedeckt: Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es von Fischer. Noch am Samstagabend hatte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul einen islamistischen Hintergrund weitestgehend ausgeschlossen. Auch Vermutungen, der Täter habe Verbindungen in die rechtsextreme Szene gehabt, kommentierte die Polizei nicht. Allerdings gab sie bereits bekannt, dass sie von der Tat eines Einzeltäters ausgehe. Zeugen am Tatort hatten angegeben, dass zwei Menschen aus dem Campingsbus gesprungen und in der Menschenmenge untergetaucht waren.
Am Mittag trafen Bundesinnenminister Horst Seehofer, Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe, der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet am Tatort ein. Nach einer Schweigeminute legten die Politiker Blumen an dem Denkmal des reisenden Händlers ab, dem "Kiepenkerl", nach dem auch das Lokal in der Altstadt benannt ist. Von der Polizei ließen sie sich über den Tathergang informieren. Am Nachmittag wollten Seehofer, Reul und Laschet noch Statements abgeben.
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat inzwischen eine Internetseite eingerichtet, auf dem Zeugen der Tat Hinweise wie Fotos und Videos hochladen können. Die Polizei dankte den Menschen in Münster für ihr "vorbildliches Verhalten" nach der Attacke. Der Tatort sei schnell geräumt worden, viele Menschen hätten den Einsatzkräften Unterstützung entgegengebracht, lobte Polizeidirektor Fischer.
Hunderte spenden Blut
Bei der Attacke mit einem Campingbus waren zwei Passanten getötet und mehr als 20 Menschen verletzt worden. Bei den Todesopfern handelt es sich um eine 51-jährige Frau aus dem Kreis Lüneburg und um einen 65-jährigen Mann aus dem Kreis Borken. Nach Angaben der Uniklinik in Münster wurden noch in der Nacht mehrere Patienten notoperiert. Vier Menschen schwebten noch in Lebensgefahr, zwei seien schwer verletzt.
Auch in der Klinik zeigte sich eine große Hilfsbereitschaft. Innerhalb kürzester Zeit standen rund 250 Ärzte und Pflegekräfte zur Verfügung. Hunderte Menschen kamen, um Blut zu spenden. Auch Prominente, wie der Schauspieler Axel Prahl, der als Ermittler im Münsteraner "Tatort" zu sehen ist, hatte über das Internet dazu aufgerufen, Blut zu spenden.
Täter soll psychisch auffällig gewesen sein
Bei dem Fahrer des Campingbusses soll es um einen 48 Jahre alten Mann aus Münster handeln, teilte der Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt mit. Der Mann hatte sich nach der Tat erschossen. Nach Informationen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" soll er psychisch auffällig gewesen sein. ARD-Korrespondentin Marion Schmickler berichtete zudem, dass der Mann der Polizei als Kleinkrimineller bekannt gewesen sei.
Noch am Samstagabend hatte die Polizei die Wohnung des Mannes durchsucht. Die Ermittler fanden eine Dekowaffe - eine unbrauchbar gemachte Maschinenpistole vom Typ AK 47. Zudem stießen sie auf mehrere sogenannte Polenböller. Solche Feuerwerkskörper waren auch im Campingbus entdeckt worden, neben der Tatwaffe hatte der Fahrer auch eine Schreckschusswaffe dabei.
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