Fragen und Antworten

Terroralarm in München Haben die Behörden richtig reagiert?

Stand: 01.01.2016 10:10 Uhr

Die Hinweise auf einen möglichen Anschlag kamen von ausländischen Geheimdiensten. Wie konkret war die Gefahr in München? Haben die Behörden sich angemessen verhalten?

Von Michael Götschenberg, ARD Berlin

Wie konkret war die Bedrohung?

Das wissen wir nicht genau. Bisher haben die Ermittlungen der Polizei nichts ergeben. Das muss aber nicht heißen, dass die Bedrohung nicht real war. Denkbar ist, dass die Anschlagspläne kurzfristig verworfen wurden, nachdem öffentlich wurde, dass die Behörden im Bilde sind. Aber es ist auch durchaus möglich, dass es überhaupt keine Bedrohung gab, der Hinweis also gegenstandslos war. Es kann sein, dass wir dies nie sicher erfahren werden.

Das Ganze erinnert an die Terrorwarnung vor dem Länderspiel Mitte November in Hannover: Auch damals gab es einen sehr konkreten Hinweis, gefunden hat man aber nichts - auch nicht in den Wochen danach, in denen die Behörden den Hinweisen sehr intensiv nachgingen.

Was weiß man über die Verdächtigen?

Relativ viel: Die Zahl der angeblichen Attentäter, ihre Nationalitäten sowie einige Namen wurden übermittelt - konkreter geht es eigentlich kaum. Nur sind die mutmaßlichen Attentäter den Behörden eben nicht bekannt. Dementsprechend hat die Suche bisher nichts ergeben. Man wird nun weiter intensiv nach ihnen suchen. Insofern ist nach wie vor unklar, ob es diese Gruppe wirklich gibt.

Die Behörden haben aber erst einmal eine Menge Informationen in der Hand - deutlich mehr als sonst, wenn es Hinweise auf geplante Terroranschläge gibt. Diese gibt es immer wieder, aber sie sind meist sehr vage - ohne Namen, ohne einen genauen Zeitpunkt oder das Ziel des Anschlags. Von diesen Hinweisen erfährt die Öffentlichkeit dann meist auch gar nichts.

Haben die Behörden also verhältnismäßig reagiert?

Ich denke ja. Sicherlich sind die Sicherheitsbehörden vor allem seit den Anschlägen von Paris nervöser als sie es vorher schon waren. Aber bei einem derart konkreten Hinweis gibt es gar keine Alternative dazu, ihn ernst zu nehmen. Die Bahnhöfe abzusperren, die ja explizit genannt worden sein sollen, war naheliegend und durchaus verhältnismäßig. Ich bin eher erstaunt, wie viele Detail-Informationen die Behörden an die Öffentlichkeit gaben. Das war damals in Hannover anders.

Warum gerade München?

Das lässt sich schwer sagen. Es könnte jede Stadt in Deutschland sein. Die Sicherheitsbehörden gehen aber zunehmend davon aus, dass große Metropolen mehr gefährdet sind als irgendeine Kleinstadt.

Dem IS ist das propagandistische Element sehr wichtig, es geht also durchaus darum, etwas "Spektakuläres" zu schaffen - so wie in Paris: die Hauptstadt zu treffen, das Länderspiel im Stade de France, den Menschen und dem Staat also nach Möglichkeit seine Machtlosigkeit zu demonstrieren. Gleichzeitig aber Anschläge zu verüben, die relativ leicht durchzuführen sind. In diesem Sinne also anders als Al Kaida es beim 11. September mit sehr spektakulären Anschlägen machte, die aber sehr langfristig und aufwändig geplant werden mussten.

Werden wir uns an Situationen wie diese gewöhnen müssen?

Ich fürchte ja. Terrorwarnungen wie diese in München und in Hannover werden wir wohl häufiger erleben. Das wird leider nicht das letzte Mal gewesen sein. Die vergangene Nacht in München zeigt aber, wie besonnen sowohl die Behörden als auch die Bevölkerung damit umzugehen weiß.