Guttenberg-Demonstrationen Beifall, Spott - und kaum Interesse

Stand: 05.03.2011 15:54 Uhr

Zu den Demonstrationen für die Rückkehr von Ex-Minister Guttenberg sind weniger Unterstützer erschienen als erwartet. In einigen Städten verspotteten Gegner die Anhänger, in anderen fielen die Kundgebungen mangels Teilnehmern aus. In Guttenbergs Heimatort erschienen mehr Unterstützer.

Dem Aufruf zu Demonstrationen für die Rückkehr von Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg auf die politische Bühne sind in mehreren Städten einige Hundert Demonstranten gefolgt. Zu den Sympathiekundgebungen in acht Städten hatte die Facebook-Gruppe "Wir wollen Guttenberg zurück" aufgerufen.

Am Brandenburger Tor in Berlin versammelten sich statt der erwarteten 1000 Fans einige Dutzend Spötter. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie "KTG - der Erlöser", "Guttenberg muss Kaiser werden" oder "Wir sind dein Volk". Einzelne echte Unterstützer des CSU-Politikers konnten sich gegen die lautstarke Spott-Demo nicht durchsetzen. Auf dem Hamburger Gänsemarkt standen laut Polizei rund 150 Fans eine Reihe von Gegendemonstranten gegenüber, die auf Plakaten unter anderem "Schluss mit den Doktorspielchen" forderten.

In Frankfurt am Main kamen etwa 80, in Köln knapp 50 Guttenberg-Unterstützer. In Bremen, Hannover und Leipzig fielen die geplanten Kundgebungen mangels Interesse aus.

"Wir glauben an dich"

Jeweils 300 Guttenberg-Anhänger gingen in München und in Rosenheim unter dem Motto "Karl-Theodor zu Guttenberg soll bleiben" auf die Straße. "KT wir glauben an dich" oder "Ein Guttenberg tritt nicht zurück, er nimmt nur eine Auszeit", hieß es auf Transparenten. Einige Redner riefen Guttenberg zum Helden aus oder kritisierten eine "linke Medienhetze" in der Plagiatsaffäre. Ein Demonstrant hielt ein Schild mit einem Bild des jungen König Ludwigs nach oben, versehen mit den Worten "please come back". Ein Guttenberg-Kritiker mit dem Schild "Lügner, Betrüger, Fälscher - uns total egal" wurde von den Demonstranten abgedrängt, ebenso ein anderer, der sich mit einer ironischen Ansprache über "Guttis", einem bayerischen Ausdruck für Süßigkeiten, zwischen die Redner geschmuggelt hatte.

"Gutti war zu gut für euch"

In seiner oberfränkischen Heimatgemeinde Guttenberg gingen nach Veranstalterangaben rund 2000 Unterstützer auf die Straße, um dem 39-Jährigen ihre Solidarität zu zeigen. Mit Plakaten wie "Neid muss man sich erarbeiten" und "Gutti war zu gut für Euch" protestierten sie gegen den Rücktritt. Veranstalter war die Junge Union Kulmbach. Unter den Demonstranten war auch Guttenbergs Vater, der Dirigent Enoch zu Guttenberg. Die Kritik an seinem Sohn in der Plagiatsaffäre bezeichnete der 64-Jährige als "Menschenjagd".

Die Initiatoren sprechen sich auf der Internet-Plattform Facebook ungeachtet der Plagiatsaffäre für ein politisches Comeback des 39-Jährigen aus. Bis zum Morgen wurde der Button "Gefällt mir" 570.000 Mal angeklickt. Inwieweit es sich um eine reale Zahl von Unterstützern handelt, ist offen.